022022

Auflösung

Daniel Steiger

Es sind nicht die Ratten, die das sinkende Schiff verlassen

Ich glaube, ich beginne ab sofort eine Strichliste zu führen. Ein Strich pro Kolleg*in, wenn auf die Info, dass ich meinen Job bei der Kirche gekündigt habe, die Erwiderung lautet: „Daniel, ich kann dich absolut verstehen und wenn ich selbst nicht nur noch wenige Jahre bis zur Rente hätte, würde ich es genauso machen.“ Vermutlich wird die Strichliste am Ende zwei Dinge verdeutlichen: 1. Bei Kirchens gibt es sehr viele Kolleg*innen, die kurz vor der Rente stehen. 2. Es sind viele – und zwar unabhängig vom Alter –, die schlicht und einfach keinen Bock mehr haben. Mit 46 Jahren gehöre ich zum jüngeren und dynamischeren Teil der Belegschaft im Bistum Trier. Was auf den ersten Blick positiv klingen mag, ist leider Teil des Problems. ...

Konzept

Statements

Praxis

Service & Dialog

Bonustrack

Editorial

Die Herbstausgabe von futur2 greift das Thema des diesjährigen Strategiekongresses auf: „Auflösung. Kirche reformieren, unterbrechen, aufhören?“ Das Interesse daran ist groß - man spürt, dass es viele Akteure im kirchlichen Kontext sehr beschäftigt. Der Titel spricht aus, was viele empfinden oder denken, was sie befürchten oder ersehnen: Die Kirchen befinden sich in einem epochalen Umbruch mit allen Begleiterscheinungen, die dazugehören.

Kann die notwendige Transformation, die grundsätzlich kaum noch in Frage gestellt wird, so wie sie bisher angelegt ist, überhaupt gelingen? Kann die bisherige Gestalt sanft in einen neuen Status Quo überführt werden, der einen qualitativen Unterschied macht? Ist der Zusammenbruch der Institution in ihrer bisheriger Gestalt eigentlich zu vermeiden oder zu forcieren, um die nächste Kirche zu erreichen? Wenn ja, was können oder müssen wir tun, um dem Raum zu geben? Geht das besser von innen oder von außen, von oben oder von unten? Hilft bremsen oder Gas geben, gehen oder bleiben?

Diese Fragen werden in der vorliegenden Ausgabe von futur2 aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: aus der persönlichen Perspektive von Menschen, die bleiben oder gehen, aus der Perspektive von Führung, aus konzeptioneller theologischer, soziologischer und organisationswissenschaftlicher Perspektive.

Aufschlussreich sind zudem die Ergebnisse von zwei großen empirischen Studien, die mit dieser Ausgabe erstmals veröffentlicht werden. Sie werfen ein Schlaglicht darauf, wie die Führungs- und Fachkräfte die aktuelle Situation einschätzen und wie Bistümer und Landeskirchen auf sie reagieren. Die gesammelten Rückmeldungen zum Verständnis von Veränderung und zum Vorgehen in aktuellen Transformationsprozessen finden sich im Abschnitt Bonustrack.

Viele interessante Autor:innen leisten einen Beitrag zu dieser Ausgabe, die wir gerne Ihrer Lektüre empfehlen.

Autor

Ursula Hahmann

Geschäftsführerin XIQIT GmbH

  • Mail: uh[at]xiqit[.]de

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