022022

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Konzept

Ursula Hahmann, Valentin Dessoy und Frank Reintgen

Zur Zukunftsfähigkeit der Kirche – Ergebnisse der Befragung von Fach- und Führungskräften beider großen Kirchen

Die Kongressreihe „Strategie und Entwicklung in Kirche und Gesellschaft“ existiert seit 2009. Der Strategiekongress findet (außerhalb von Pandemiezeiten) alle zwei Jahre statt. Er hebt und fokussiert Themen, die „in der Luft liegen“ und das Potenzial haben, die vielfältigen Dimensionen kirchlich-gesellschaftlicher Entwicklung zu sichten, zu bewerten und zu gestalten.

Auf dem ursprünglich für 2021 geplanten und dann wegen Corona auf 2022 verschobenen 7. Strategiekongress gehen die Teilnehmer:innen der Frage nach, ob es Sinn macht, zu versuchen, die Kirchen bewährten Transformationsmustern folgend zu reformieren oder nicht längst angezeigt ist, sich zu unterbrechen und mit Kirche in der tradierten Gestalt aufzuhören, um Raum für Neues zu gewinnen.

Im Vorfeld des Kongresses wurden im Frühjahr 2021 Verantwortungsträger*innen und Expert*innen beider großen Kirchen anonym zu ihrer Sicht auf die Zukunft von Kirche befragt. Ziel der Untersuchung war es zu verstehen, wie die Fach- und Führungskräfte die Zukunftsfähigkeit ihrer eigenen Kirche als Institution einschätzen, welche Einstellungen und Verhaltensweisen sie ihr gegenüber wahrnehmen und welche Wirkung dies auf das eigene Empfinden und Handeln hat.

In diesem Artikel werden die wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung beschrieben und grafisch dargestellt.

1 Fragestellungen

In der Studie sollten ausgehend vom Kongressthema folgende Fragestellungen empirisch untersucht werden:

  1. Wie bewerten Führungs- und Fachkräfte in den Kirchen die Zukunftsfähigkeit der Institution Kirche in ihrer aktuellen Gestalt?
    Die Frage wurde in Form eines pointierten Statements vorgelegt: „Die jetzige Gestalt von Kirche hat keine Zukunft.“ Die Befragten sollten den Grad ihrer Zustimmung angeben auf einer Skala von 1 (= ich stimme gar nicht zu) bis 6 (ich stimme voll zu).
  2. Wie bewerten Führungs- und Fachkräfte in den Kirchen die Zukunftsfähigkeit einzelner Aspekte der aktuellen Organisationswirklichkeit?
    Ausgehend vom Eingangsstatement wurde gefragt: „Was ist nicht mehr zukunftsfähig?“ Dazu standen folgende Aspekte zur Auswahl: Botschaft, Mission, Haltungen, Kommunikation, Nutzer*innenbeziehungen, Angebote, Strukturen, Entscheidungsprozesse, Rollengefüge und  Ressourcenbeschaffung. Mehrfachnennungen waren möglich.
  3. Was löst der aktuelle Zustand bzw. die wahrnehmbare Entwicklung der Kirche bei Führungs- und Fachkräften emotional aus?
    Der Satz „Die absehbare Entwicklung von Kirche löst bei mir aus …“ konnte differenziert durch Ankreuzen folgender emotionaler Zustände ergänzt werden: Zuversicht, Trauer, Wut, Motivation, Resignation, Hilflosigkeit, Widerstand, Aktivität, Trotz, Verzweiflung, Schuldgefühle, Hoffnung, Scham, Irritation, Freude, Angst, Gelassenheit, Überforderung, Enttäuschung, Starre, Dankbarkeit, Schmerz, Sehnsucht, Leere, Stress und Verunsicherung. Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich.
  4. Wie erleben Führungs- und Fachkräfte in der aktuellen Situation die Reaktion der Umwelt gegenüber der Kirche?
    Gefragt wurde nach der Art des Erlebens: „Ich erlebe Einstellungen und Verhalten gegenüber der Kirche als …“ Zur Qualifizierung dieser Aussage standen folgende Eigenschaften zur Verfügung: feindselig, wohlgesonnen, ungeduldig, unerbittlich, unterstützend, nachsichtig, ermutigend, enttäuscht, wertschätzend, anklagend, desinteressiert, neugierig, distanziert, überheblich, belustigt, liebevoll, abwertend, bewundernd und indifferent. Das Ausmaß der Zustimmung sollte zur jeweiligen Aussage auf einer Skala von 1 (= ich stimme gar nicht zu) bis 6 (ich stimme voll zu) angegeben werden.
  5. Wie gehen Führungs- und Fachkräfte mit der Situation um, welche Handlungsoptionen sehen sie?
    Unter der Leitfrage „Wie reagiere ich in dieser Situation?“ wurden folgende Statements zur Bewertung angeboten:
    • Ich reflektiere mein Tun
    • Ich suche Gleichgesinnte
    • Ich gehe den Weg, den ich für richtig erachte
    • Ich experimentiere und probiere Neues aus
    • Ich besinne mich auf die Wurzeln
    • Ich versuche Kirche ganz neu zu denken
    • Ich entwickle Strategien für die Zukunft der Organisation
    • Ich suche aktiv nach Inspiration von außen
    • Ich gehe voran
    • Ich konzentriere mich auf das Wesentliche
    • Ich halte mir Optionen offen
    • Ich schaffe Dinge aktiv ab
    • Ich bete viel
    • Ich konzentriere mich auf das Alltagsgeschäft
    • Ich warte die weitere Entwicklung ab
    • Ich bin bestrebt, das Bestehende zu erhalten
    • Ich ziehe mich zurück
    • Ich tue nur noch das, was von mir erwartet wird
    • Ich schaue weg

    Die Statements sollten jeweils auf einer Skala von 1 (= ich trifft gar nicht zu) bis 6 (trifft voll zu) zu bewertet werden.

  6. Wie schätzen Führungs- und Fachkräfte in der aktuellen Situation ihre Einflussmöglichkeiten ein?
    Die Schlussfrage „Wie hoch schätzen Sie Ihre Möglichkeiten ein, die Kirche in Ihrem Verantwortungsbereich zu verändern?“ war auf einer Skala von 1 (= sehr geringe Möglichkeiten) bis 6 (sehr große Möglichkeiten) zu beantworten.

2 Befragungsdesign

Im Rahmen dieser Studie wurden Fach- und Führungskräfte der beiden großen Kirchen Deutsch-lands befragt. Die Befragung wurde von Ende Mai bis Juli 2021 durchgeführt, insgesamt wurden 1.436 Personen per Mail zur Teilnahme eingeladen:

Evangelisch: Landesbischöf*innen, Regionalbischöf*innen, Präses, Präsident*innen, Prälat*innen, Superintendent*innen, Pröpst*innen, Dezernats-/Referats- bzw. Abteilungsleitungen der 20 Gliedkirchen der EKD sowie deren Verantwortliche aus den Bereichen Personal, Personalentwicklung, Aus-/Weiterbildung, Gemeindeberatung und Supervision/Coaching der Landeskirchen; alles in allem 602 Personen.

Katholisch: (Erz-)Bischöfe, Weihbischöfe, Generalvikare, Hauptabteilungsleiter*innen der Generalvikariate, Dechanten, Dekane bzw. Regionalvikare der 27 (Erz-)Bistümer Deutschlands sowie deren Verantwortliche aus den Bereichen Personal, Personalentwicklung, Aus-/Weiterbildung, Gemeindeberatung und Supervision/Coaching; 834 Personen

Die Befragung erfolgte online und war anonym angelegt. Weder der Zugang zum Fragebogen noch die gestellten Fragen lassen einen Rückschluss auf einzelne Teilnehmer*innen der Befragung zu. Der Fragebogen umfasste neben den genannten sieben inhaltliche Fragen(-komplexen) drei er-gänzende Fragen zur Person. Die Fragen waren neutral formuliert, um nach Möglichkeit keine Antworttendenzen zu induzieren. Die Antwortmöglichkeiten bei Fragen auf nominalem Datenni-veau und zu bewertende Statements wurden den Befragten randomisiert angezeigt, um Reihen-folgeeffekte zu vermeiden.

3 Rücklauf

Um die Anonymität der Antwortenden zu wahren und die Abbruchwahrscheinlichkeit zu senken, wurden lediglich drei zentrale Daten zur Person erfasst: Konfession, Geschlecht und Ebene (Obe-re/ mittlere Führungsebene, Fachebene). Diese sozio-demographischen Daten sind auch geeignet, den Rücklauf zu beschreiben.

1.1       Konfession

Von den angeschriebenen 1.436 Personen haben sich 408 beteiligt, das entspricht einer Rücklaufquote von 28% (Rücklaufquote evangelisch: 24%; katholisch: 29%).

Abb. 1: Verteilung der Konfessionen in Grundgesamtheit und Rücklauf

3.2 Geschlecht

Von den an der Befragung Beteiligten waren 77% männlich, 23% weiblich und 0,3% divers.

Abb. 2: Geschlecht (alle Befragten)

Abb. 3: Geschlecht nach Konfession

3.3 Ebene

Von den an der Befragung Beteiligten gehörten 22% zur oberen Führungsebene, 67% zur mittleren Führungsebene und 11% zur Fachebene.

Abb. 4: Ebene

Abb. 5: Ebene nach Konfession

4 Ergebnisse

4.1 Zukunftsfähigkeit der Kirche

4.1.1 Grundlegende Einschätzung der Zukunftsfähigkeit

Frage: „Die jetzige Gestalt von Kirche hat keine Zukunft.“
Skalierung: 1 (stimme gar nicht zu) bis 6 (stimme voll zu)

Abb. 6: Häufigkeitsverteilung zur Abfrage der Zukunftsfähigkeit der jetzigen Gestalt von Kirche

  • Knapp 40% der Befragten schätzen die jetzige Gestalt von Kirche tendenziell als zukunftsfähig ein (Werte 1-3, „Zuversichtliche“), gut 60% als tendenziell nicht zukunftsfähig (Werte 4-6, „Skeptische“)
  • Die Verteilung weicht von einer Standard-Normalverteilung ab; es deutet sich vielmehr eine bimodale Verteilung an mit zwei Peaks: um den Wert 2 (kleinere Gruppe der „Zuversichtlichen“) die und um den Wert 5 (größere Gruppe der „Skeptischen“).

Abb. 7: Nur evangelische Befragte: Häufigkeitsverteilung zur Abfrage der Zukunftsfähigkeit der jetzigen Gestalt von Kirche

Abb. 8: Nur katholische Befragte: Häufigkeitsverteilung zur Abfrage der Zukunftsfähigkeit der jetzigen Gestalt von Kirche

  • 43% der evangelischen Befragten schätzen die jetzige Gestalt von Kirche tendenziell als zukunftsfähig ein („Zuversichtliche“), bei den katholischen Befragten sind es 36%.
  • 57% der evangelischen Befragten schätzen sie als tendenziell nicht zukunftsfähig ein („Skeptische“), 64% der katholischen.
  • Die Verteilung bei den evangelischen Befragten entspricht eher einer Standard-Normalverteilung, während sich bei den katholischen Befragten eine bimodale Verteilung andeutet (Peaks bei 2 und 5) und im Vergleich zu den evangelischen Befragten eine deutlichere Schiefe erkennbar ist.
  • Für 43% der katholischen Befragten ist die aktuelle Gestalt von Kirche kaum oder gar nicht zukunftsfähig (Werte 5 und 6). Dies trifft für 29% der evangelischen Befragten zu.
  • Die Verteilung weicht von einer Standard-Normalverteilung ab; es deutet sich vielmehr eine bimodale Verteilung an mit zwei Peaks: um den Wert 2 (kleinere Gruppe der „Zuversichtlichen“) die und um den Wert 5 (größere Gruppe der „Skeptischen“).

Abb. 9: Häufigkeitsverteilung zur Abfrage der Zukunftsfähigkeit der jetzigen Gestalt von Kirche nach Ebene

Mittelwerte: Obere und mittlere Führungsebene: 3,8; Fachebene: 4,2. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant.

  • Die Ebenen unterscheiden sich im Blick auf die Frage der Zukunftsfähigkeit der jetzigen Gestalt von Kirche.
  • Die mittlere und obere Führungsebene unterscheiden sich wenig voneinander. Der Unterschied liegt in der Gruppe der „Zuversichtlichen“.
  • Der Anteil derer, die die aktuelle Gestalt als voll oder weitgehend zukunftsfähig einschätzen (Werte 1 und 2), ist bei der oberen Führungsebene höher als bei der mittleren Führungsebene.
  • Die Fachebene unterscheidet sich von der mittleren/oberen Führungsebene stärker.
  • Der Anteil derer, die die aktuelle Gestalt als kaum oder gar nicht zukunftsfähig einschätzen (Werte 5 und 6), ist bei der Fachebene deutlich höher als bei den Führungsebenen.
  • Umgekehrt ist der Anteil derjenigen, die die aktuelle Gestalt für kaum oder gar nicht zukunftsfähig halten (1 und 2), bei der Fachebene geringer als bei der Führungsebene.

4.1.2 Differenzierte Einschätzung der Zukunftsfähigkeit

Die Frage zur differenzierten Einschätzung der Zukunftsfähigkeit wurde in Abhängigkeit von der grundlegenden Einschätzung auf zwei Arten gestellt: Für „Zuversichtliche“ (diejenigen, die tendenziell, die jetzige Gestalt von Kirche als zukunftsfähig einschätzen) und „Skeptische“ (diejenigen, die sie tendenziell für nicht zukunftsfähig halten).

Frage Zuversichtliche:
„Eventuell gibt es Bereiche, die Sie für weniger zukunftsfähig halten. Was konkret ist aus Ihrer Sicht nicht mehr zukunftsfähig?“

Frage Skeptische:
„Was konkret ist aus Ihrer Sicht nicht mehr zukunftsfähig?“

Skalierung:
Vorgabe von 10 nominalen Items: Botschaft, Mission, Haltungen, Kommunikation, Nutzer/innenbeziehungen, Angebote, Strukturen, Entscheidungsprozesse, Rollengefüge, Ressourcenbeschaffung. Mehrfachnennungen möglich.

Abb. 10: Was aus Sicht der Befragten nicht mehr zukunftsfähig ist: Häufigkeit der Nennungen (Mehrfachnennungen möglich)

  • Am wenigsten zukunftsfähig aus Sicht der Befragten ist die Art und Weise, wie die Kirchen strukturell aufgestellt sind (Strukturen, Entscheidungsprozesse, Rollengefüge) – zwischen 61 und 72%.
  • Die Art und Weise des Zusammenspiels der unterschiedlichen Akteure (Haltungen, Kommunikation, Nutzerbeziehung) werden von 40% und 50% der Befragten kritisch gesehen.
  • Gut ein Drittel der Befragten sehen Angebote und Ressourcenbeschaffung (Agieren in Absatz- und Beschaffungsmärkten) als nicht mehr zukunftsfähig.
  • Fast gar nicht in Frage gestellt werden Botschaft und Mission.

Abb. 11: Was aus Sicht der Befragten nicht mehr zukunftsfähig ist: Häufigkeit der Nennungen nach Konfession

  • Es existieren markante Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Befragten.
  • ¾ der katholischen Befragten schätzen die die Art und Weise, wie die Kirchen strukturell aufgestellt sind, als nicht mehr zukunftsfähig ein.
  • Evangelische Befragte sehen diesen Bereich ebenfalls kritisch, wenngleich auf niedrigerem Niveau. Das betrifft insbesondere das Rollengefüge, das lediglich von 44% als nicht zukunftsfähig markiert wird.
  • Die Hälfte der katholischen Befragten halten die Art der Kommunikation für nicht zukunftsfähig, bei den evangelischen sind es ein gutes Drittel.
  • Umgekehrt verhält es sich bei der Einschätzung der Angebote und Ressourcenbeschaffung: Sie werden von 40% der evangelischen Befragten als nicht zukunftsfähig eingeschätzt und von ca. 30% der katholischen.
  • Zwar auf niedrigem Niveau, aber in der Relation deutlich: Mission und Botschaft werden von evangelischen Befragten eher in ihrer Zukunftsfähigkeit angezweifelt als von katholischen.

4.2 Emotionale Reaktionen auf den aktuellen Zustand der Kirchen

Frage: „Was löst der aktuelle Zustand der Kirche bei Ihnen aus?“

Skalierung: 1 (stimme gar nicht zu) bis 6 (stimme voll zu)

Items: Zuversicht, Trauer, Wut, Motivation, Resignation, Hilflosigkeit, Widerstand, Aktivität, Trotz, Verzweiflung, Schuldgefühle, Hoffnung, Scham, Irritation, Freude, Angst, Gelassenheit, Überforderung, Enttäuschung, Starre, Dankbarkeit, Schmerz, Sehnsucht, Leere, Stress, Verunsicherung.

Abb. 12: Reaktionen auf den Zustand der Kirchen

  • Mit Abstand stärkste Reaktion ist „Sehnsucht“.
  • Die ersten vier platzierten Reaktionen sind positiv konnotiert: Sehnsucht, Aktivität, Motivation und Hoffnung.
  • Die untersten sieben sind negativ konnotierte Reaktionen: Schuldgefühle, Starre, Angst, Verzweiflung, Leere, Resignation, Trotz.

Abb. 13: Reaktionen auf den Zustand der Kirchen nach Konfession – sortiert nach der Größe der Differenz zwischen den Konfessionen

  • Es existieren z.T. sehr deutliche Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Befragten[note]Bei 15 der 26 Items sind die Mittelwertunterschiede statistisch signifikant (im Diagramm: Scham bis Freude)[/note].
  • Wo Differenzen bestehen: Alle positiv konnotierten Reaktionen sind bei den evangelischen Befragten und alle negativ konnotierten Reaktionen sind bei den katholischen Befragten stärker ausgeprägt.
  • Am größten ist die Differenz bei den eher negativ konnotierten Reaktionen Scham, Wut, Schmerz, Enttäuschung, Trauer und Widerstand.
  • Die evangelischen Befragten reagieren dagegen stärker mit Dankbarkeit, Aktivität und Zuversicht als die katholischen Befragten.
  • Sehnsucht ist bei beiden Konfessionen die stärkste Reaktion.
  • Die Top 5 evangelisch: Sehnsucht, Aktivität, Motivation, Hoffnung, Zuversicht.
  • Die Top 5 katholisch: Sehnsucht, Schmerz, Enttäuschung, Aktivität, Trauer.

Abb. 14: Reaktionen auf den Zustand der Kirchen nach Ebene (nur bei statistisch signifikanten Mittelwertunterschieden) – sortiert nach der Größe der Differenz zwischen den Konfessionen

  • Bei 8 der 26 Merkmale existieren signifikante Mittelwertunterschiede zwischen den Befragten der Fachebene und denen der oberen Führungsebene.
  • In den Merkmalen Motivation, Hoffnung, Gelassenheit und Sehnsucht zeigen die Befragte der oberen Führungsebene höhere Werte, umgekehrt ist es bei den Merkmalen Resignation, Wut, Starre und Irritation.

4.3 Wahrgenommene Einstellungen und Verhalten gegenüber der Institution Kirche

Frage: „Wie erleben Sie aktuell die Einstellungen und das Verhalten gegenüber der Institution Kirche?“

Skalierung: Vorgabe von 19 nominalen Items: feindselig, wohlgesonnen, ungeduldig, unerbittlich, unterstützend, nachsichtig, ermutigend, enttäuscht, wertschätzend, anklagend, desinteressiert, neugierig, distanziert, überheblich, belustigt, liebevoll, abwertend, bewundernd, indifferent. Mehrfachnennungen möglich.

Abb. 15: Wahrgenommene Einstellungen und Verhalten gegenüber der Institution: Häufigkeit der Nennungen (Mehrfachnennungen möglich)

  • Die acht am häufigsten genannten Einstellungen bzw. Verhaltensweisen sind negativ konnotiert; mit einem Schwerpunkt auf Abstand (Ausnahme: abwertend und feindselig).
  • Erst danach kommen auch positive Merkmale wie wohlgesonnen, wertschätzend und unterstützend. Am wenigsten werden benannt: bewundernd, liebevoll, nachsichtig.

Abb. 16: Wahrgenommene Einstellungen und Verhalten gegenüber der Institution: Häufigkeit der Nennungen (Mehrfachnennungen möglich) nach Konfession, sortiert nach der Häufigkeit bei den evangelischen Befragten

  • Die katholischen Befragten erleben im Vergleich zu den evangelischen Einstellungen und Verhaltensweisen der Umwelt viel häufiger als enttäuscht, anklagend, ungeduldig und feindselig und unerbittlich.
  • Die evangelischen Befragten erleben vergleichsweise stärker Indifferenz und positiv konnotierte Einstellungen und Verhaltensweisen wie Wohlgesonnenheit, Wertschätzung und Unterstützung.

4.4 Bevorzugte Handlungsoptionen der Befragten

Frage: „In dieser Situation sind verschiedene Handlungsoptionen denkbar. Wie reagieren Sie auf die Situation?“

Skalierung: 1 (stimme gar nicht zu) bis 6 (stimme voll zu)

Abb. 17: Bevorzugte Handlungsoptionen der Befragten, sortiert nach der Höhe des Mittelwerts

  • Der Aussage „Ich reflektiere mein Tun“ wird am stärksten zugestimmt.
  • Die höchsten Zustimmungswerte haben positiv konnotierte Handlungsoptionen.
  • Rückzugsoptionen erfahren kaum bzw. keine Zustimmung.

Abb. 18: Bevorzugte Handlungsoptionen der Befragten nach Konfession, sortiert der Differenz der Mittelwerte

  • Statistisch signifikante Mittelwertunterschiede zwischen den Befragten der Konfessionen gibt es von den Handlungsoption „halte mir Optionen offen“ bis „experimentiere und probiere Neues aus“. Diese sind weitgehend mit Aktivität konnotierte Optionen.
  • In allen diesen Handlungsoptionen liegen die Mittelwerte der evangelischen über denen der katholischen Befragten mit Ausnahme des Merkmals „Ich konzentriere mich auf das Wesentliche“.
  • Top 5 Evangelisch:
    1. reflektiere mein Tun
    2. suche Gleichgesinnte
    3. entwickle Strategien für die Zukunft der Organisation
    4. experimentiere und probiere Neues aus
    5. suche aktiv nach Inspiration von außen
  • Top 5 Katholisch:
    1. reflektiere mein Tun
    2. gehe den Weg, den ich für richtig erachte
    3. suche Gleichgesinnte
    4. besinne mich auf die Wurzeln
    5. experimentiere und probiere Neues aus

Abb. 19: Bevorzugte Handlungsoptionen der Befragten nach Ebene (nur bei statistisch signifikanten Mittelwertunterschieden) – sortiert nach der Größe der Differenz der Mittelwerte

  • Die Mittelwerte bei der Führungs- und Fachebene unterscheiden sich in 7 der 19 Merkmale statistisch signifikant.
  • Die Führungsebene hat vergleichsweise höhere Werte bei den Merkmalen:
    • Ich bete viel
    • Ich besinne mich auf die Wurzeln
    • Ich gehe voran
  • Die Fachebene hat vergleichsweise höhere Werte bei den (insgesamt eher niedrig bewerteten) Merkmalen:
    • Ich tue nur noch, was von mir erwartet wird
    • Ich konzentriere mich auf das Alltagsgeschäft
    • Ich schaue weg
    • Ich warte die weitere Entwicklung ab

4.5 Wahrgenommene Einflussmöglichkeit

Frage: „Wie hoch schätzen Sie Ihre Möglichkeiten ein, die Kirche in Ihrem Verantwortungsbereich zu verändern?“

Skalierung: 1 (keine Möglichkeiten) bis 6 (sehr große Möglichkeiten)

Abb. 20: Häufigkeitsverteilung zur wahrgenommenen Einflussmöglichkeit

Mittelwerte:

  • Alle Befragten: 3,7
  • Evangelisch: 3,8 | Katholisch: 3,7 (Unterschied ist statistisch nicht signifikant)
  • Weiblich: 3,7 | Männlich: 3,8 (Unterschied ist statistisch nicht signifikant)
  • Obere Führungsebene: 3,9 | Mittlere Führungsebene: 3,8 | Fachebene: 3,2
    (Unterschied zwischen Führungs- und Fachebene ist statistisch signifikant)
  • Die wahrgenommenen Einflussmöglichkeiten sind normalverteilt.
  • Die Führungsebene schätzt ihre Einflussmöglichkeit höher ein als die Fachebene.
  • 40% der Befragten sehen keine oder eher geringe Einflussmöglichkeiten, 60% sehen gewisse oder tendenziell große Einflussmöglichkeiten.

 

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