022022

Foto: Georg Eiermann/Unsplash

Bonustrack

Christian Hennecke

Bistum Hildesheim

Beschäftigen Sie sich in Ihrer Diözese mit dem Szenario einer disruptiven Entwicklung bzw. eines Zusammenbruchs der bisherigen Gestalt?

In den vergangenen 10 Jahren haben wir in unzähligen Veranstaltungen den systemischen Wandel unserer Kirchengestalt und der Rollenarchitektur in Gemeinden mit den Hauptberuflichen und in der Bistumsleitung diskutiert. Allerdings geht es offensichtlich nicht – von nicht beeinflussbaren Faktoren abgesehen (Krieg, Finanzkrisen, Arbeitslosigkeit) – um eine disruptive Entwicklung oder einen Zusammenbruch, sondern um einen deutlich länger dauernden und schon seit Jahren sich immer mehr zeigenden schleichenden Prozess. In diesem „Aufbrechen“ neuer Erfahrungen und beim gleichzeitigen Bleiben in gewachsenen Erfahrungen wird immer deutlicher, dass es keinen Masterplan geben kann, weder disruptiv noch als Fortsetzung einer bisher geförderten Kirchengestalt – es geht vielmehr eher darum, einen weiten Rahmen der Unterstützung und Begleitung zu bieten, Möglichkeiten für neue Formen der Leitungsaufgaben zu schaffen und die Ungleichzeitigkeit von Enden und Anfangen zu würdigen und zu begleiten

Wo bzw. mit wem wird das Thema systematisch diskutiert und bearbeitet?

Das Thema wird zwischen den Verantwortlichen des Bistums (Bischof, GV und Bereichsleiter*innen), im Diözesanpastoralrat, im Priesterrat und Diözesanrat und in den inhaltlich verantwortlichen Abteilungen diskutiert.

Wie bereiten Sie Ihre Diözese kommunikativ auf dieses Szenario vor?

Da wir nicht mit einem flächendeckenden  disruptiven Zusammenbruch rechnen, sondern mit einem gleichwohl oft schmerzhaften ungleichzeitigen und lokal sehr differenzierten Umbruchsprozess, kommunizieren wir zum einen intensiv die Zukunftsorientierungen des Bistums und eröffnen die Möglichkeit begleiteter Zukunftsprozesse am Ort, um mit den Mitarbeitenden und Engagierten vor Ort intensiv zu diskutieren.

Wie wollen Sie die Handlungs- und Steuerungsmöglichkeit Ihrer Diözese erhalten?

Durch gemeinsame Vergewisserung der inhaltlichen und pastoralen Ziele auf den Leitungsebenen und in den Partizipationsgremien können abgestimmte Schritte und Entscheidungen getroffen werden. Dabei werden durch Entscheidungen Räume und Möglichkeiten für eine lokale Entwicklung ermöglicht, die jeweils vor Ort begleitet werden.

Welche Überlegungen gibt es, in diesem Szenario den Übergang zu gestalten?

Wir gestalten diesen Übergang seit einigen Jahren, indem wir Raum für differenzierte und begleitete Lösungen vor Ort schaffen und Menschen ermutigen für ihre Initiativen mit Mut voranzugehen

Wie kann in diesem Szenario Ihre Diözese der Verantwortung für die Mitarbeitenden gerecht werden?

Mit dem Aufbau einer Abteilung für Strategie und Personalentwicklung werden Instrumente der Begleitung, Weiterentwicklung und Weiterbildung geschaffen, die die Mitarbeitenden stützen.

Wie können Sie als Diözese in dieser Situation der Verantwortung für die Gesellschaft gerecht werden?
  • Durch die Neuausrichtung unserer Akademie und der Bildungseinrichtungen wird das Bistum zur gesellschaftlichen Meinungsbildung aus christlicher Identität beitragen.
  • Durch die Fokussierung und Profilierung der katholischen Schulen und der frühkindlichen Bildungseinrichtungen leisten wir auch in Zukunft unseren Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft.
  • Durch die Profilierung der caritativen Einrichtungen werden wir unserer Verantwortung für die Menschen zeichenhaft gerecht.

 

30.10.2022

Generalvikariatsrat Christian Hennecke, Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim

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