022019

Macht

Foto: Rebecca Prest/Unsplash

Hildegund Keul

Macht ausüben, aber nicht missbrauchen.

Verletzlich sein – der Gewalt widerstehen – human handeln Der Philosoph Friedrich Nietzsche war fest davon überzeugt, dass die ohnmächtigsten Feinde die bösesten Feinde seien. Ein Blick in die wutverzerrten Gesichter von Menschen, die sich bei rechtspopulistischen Demonstrationen lautstark und hasserfüllt zu Wort melden, mag diese Überzeugung bestätigen. Auch der furchtbare Anschlag vor drei Wochen ...

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Editorial

Liebe Leser*innen,

das Thema Macht ist virulent und elektrisiert viele, gerade auch im kirchlichen Umfeld. Das hat seine Gründe. Kirche und Macht haben seit der konstantinischen Zeit eine besondere Affinität. Der Anspruch, (absolute) Macht auszuüben, ist in der DNA von Kirche verankert und bis heute wirksam, gerade auch mit seinen dunklen Seiten, wie sie der Missbrauchsskandal und die hierdurch ausgelöste Diskussion ans Tageslicht gebracht haben.

Man muss sich die Entwicklung der Kirche seit der Spätantike vor Augen halten, um zu verstehen, wie stark das kirchliche Handeln mit dem Anspruch verknüpft ist, (göttlich legitimierte) Macht auszuüben und warum sich die Kirche(n) mit dem faktischen Verlust von Macht und der immer offensichtlicher werdenden Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit so schwer tun. Von der konstantinischen Wende bis ins späte Mittelalter war die kirchliche Lehre der einzig legitime Bezugsrahmen, Wirklichkeit verstehen. Die Kirche diktierte in normativer Logik die Kriterien für die Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum, von Gut und Böse. Sie entschied als Institution über viele Jahrhunderte, was gesellschaftlich erlaubt war und was nicht, wer dazugehören durfte oder exkludiert wurde. Ihr Machtanspruch war umfassend und absolut. Er wurde legitimiert durch den Rekurs auf einen göttlichen Auftrag und war gestützt auf die weltliche Macht, die ihrerseits der kirchlichen Legitimation bedurfte – ein kaum angreifbares, maximal immunisiertes Konstrukt. » weiterlesen...

Autor

Valentin Dessoy

Kirchenentwickler, Autor, Geschäftsführer kairos. Coaching, Consulting, Trai­ning

  • Mail: valentin[.]dessoy[at]futur2[.]org

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