
Nur das Änderbare können wir akzeptieren, oder: Freiheit als öffnende Einschränkung
Verfallsdiagnosen sind en vogue. In welche Tageszeitung, welches Wochenblatt, welchen Blog auch immer man schaut: die Anfälligkeit der Gegenwartsgesellschaft für ihren Verfall wird überall gesehen, an vielen Stellen auch beschworen. Beklagt werden Einbußen an Übersichtlichkeit, an Berechenbarkeit, an Gestaltbarkeit, an Verläßlichkeit, und mitlaufend unterstellt wird eine Normalität, in der all dies selbstverständlich gewesen sei – so dass man die diversen Verlusterfahrungen vielleicht unter dem Namen einer Krise des Selbstverständlichen zusammenfassen kann. Es stellt sich dar wie ein Gewahrwerden eigenen Alterns: alles Mögliche (vor allem Körperliches, eben noch das Selbstverständliche schlechthin) klappt nicht mehr, jedenfalls nicht mehr umstands- und anstrengungslos, und die Erfahrung des Misslingens schiebt sich vor jede andere Erfahrung ...