022013

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Dessoy, Valentin ; Lames, Gundo (Hrsg.): „Siehe ich mache alles neu“ (Off 21,5)

Dessoy, Valentin ; Lames, Gundo (Hrsg.): „Siehe ich mache alles neu“ (Off 21,5). Innovation als strategische Herausforderung in Kirche und Gesellschaft.
Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten, Band 2.

Im Dezember 2011 fand der 2. Kongress „Strategie und Entwicklung in Gesellschaft und Kirche“ in Bensberg statt. Veranstalter waren – wie bereits beim ersten Kongress dieser Reihe – das Beratungs- und Trainingsnetzwerk „kairos. Coaching, Consulting, Training“ mit Sitz in Mainz, die Thomas Morus Akademie Bensberg sowie der Strategiebereich 1 „Ziele und Entwicklung“ des Bischöflichen Generalvikariates Trier. Der Kongress stand diesmal unter dem Motto „Siehe ich mache alles neu“ (Off 21,5) und setzte sich mit dem Thema Innovation als strategische Herausforderung in Kirche und Gesellschaft auseinander.

Der Kongress war sowohl seitens der Referent/-innen als auch seitens der Teilnehmer hochkarätig besetzt. Die inhaltlichen Beiträge, ergänzt um einige weitere Artikel, sind nun als Band 2 in der Reihe „Gesellschaft und Kirche – Wandel gestalten“ im Paulinus Verlag erschienen. Das Thema Innovation wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Sozial- und organisationswissenschaftliche Aspekte wurden ebenso aufgegriffen wie philosophische und theologische Fragestellungen.

Im ersten Kapitel wird der Begriff „Innovation“ in seinen zahlreichen Facetten vorgestellt, kritisch reflektiert und auf seine Brauchbarkeit im kirchlichen Kontext hin überprüft.

Im Kapitel 2 werden dann konzeptionelle Überlegungen zum Thema angestellt. So leuchtet Rolf Arnold aus einer pädagogisch-didaktischen Perspektive die Rahmenbedingungen von Innovation aus und Dirk Baecker geht der Frage nach, ob und wie Innovation in der Kirche aus systemischer Perspektive möglich ist. Gundo Lames eruiert die Innovationsfähigkeit von sozialen Netzwerken. Valentin Dessoy beschreibt den Zusammenhang von Organisationskultur und Innovation. Bischof Stephan Ackermann aus Trier geht der Frage nach, wie aus einer systematisch-theologischen Perspektive Innovation in der Kirche stattgefunden hat bzw. stattfindet.

Im Kapitel 3 findet ein Realitätsscheck aus Innen- und Außenperspektive statt. In diesem Kapitel kommen einerseits Menschen mit großer Kirchennähe (z.B. Christian Hennecke, Alois Glück, …) und andererseits eher Kirchendistanzierte (z.B. Bodo Ramelow) zu Wort. Sie geben aus ihrer5 jeweiligen Sicht und Erfahrung eine persönliche Einschätzung, ob und inwieweit Kirche innovationsfähig sei.

Im Kapitel 4 werden Instrumente vorgestellt und kritisch auf ihr innovatives Potential hinterfragt. Vorgestellt und analysiert werden hier zum Beispiel Gemeindeberatung, Design Thinking, Innovationslaboratorien, Open Innovation u.a.

Das Kapitel 5 stellt Beispiele innovativer Praxis vor. Hier finden sich spannend zu lesende Beispiele gelungener Innovation im Umfeld von Kirche. Dabei ist nicht nur der klassisch gemeindliche Bereich der Pastoral im Blick. So beschreibt z.B. Schwester Edith-Maria Magar den Wandlungsprozess der Marienhaus Stiftung Waldbreitbach, der deutlich macht, dass Innovation ein strategisches Muss für die Zukunftsfähigkeit kirchlicher Dienstleister darstellt.

Das Kapitel 6 rundet mit einem Resümee seitens der Herausgeber das gelungene Buch ab.

Nicht jeder Artikel im Buch ist ohne Mühe zu lesen. Gerade für Leser und Leserinnen, denen das systemische Denken eher fremd ist, werden vielleicht an der einen oder anderen Stelle Mühe haben, den Gedanken zu folgen. Dennoch lohnt die Mühe. Systemische Organisationstheorie, strategisches Denken und pastoral-theologische Reflexion ergänzen einander auf höchst fruchtbare Weise. Dies macht das Buch eindrucksvoll deutlich. Für die Zukunftsfähigkeit von Kirche finden sich hier Grundlagen, die ein hohes Potential haben. Deshalb ist das Buch all denen zu empfehlen, die den Transformationsprozess der Kirche hin in eine neue Sozialgestalt begleiten und mitentwickeln wollen.

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