022013

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

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Frank Reintgen

Buchrezension: Orthey, Frank Michael: Systemisch Führen

Orthey, Frank Michael. 2013. Systemisch Führen. Grundlagen, Methoden, Werkzeuge. Stuttgart. Schäffer-Poeschel.

Die systemische Theorie geht davon, dass sich komplexe Systeme nicht von außen steuern lassen. Komplexe Systeme sind keine trivialen Maschinen. Führung in solchen Systemen bedarf eines nicht-trivialen Interventionsverständnisses.  Systeme können also allenfalls von außen irritiert bzw. gestört werden. Dadurch kann im Idealfall die Selbststeuerungsfähigkeit des Systems optimiert werden. Was bedeutet unter dieser Voraussetzung Führung und wie kann etwas, das scheinbar unmöglich ist, doch gelingen.

Führungsarbeit ist paradox. Dieser Auffassung ist Frank Michael Orthey, dessen neues Buch „Systemisch führen“ Anfang des Jahres erschien. Frank Michael Orthey ist Trainer und Berater für Lern-, Führungs- und Modernisierungsprozesse in Organisationen. Er hat außerdem einen Lehrauftrag an der Hochschule für Philosophie in München inne.

In seinem neuen Buch entwickelt er ein systemisches Führungsverständnis. Dazu dient ihm das von ihm entwickelte „systemische Fünfeck“ als Modell. Demnach besitzen Organisationen fünf Dimensionen: „Organisation“, „Kultur“, „Person“, „Beziehung“, „Aufgabe“. Führung lässt sich laut Orthey als situatives Balancieren zwischen diesen Dimensionen verstehen. Aufgabe von Führung ist es, die einzelnen Dimensionen in eine ganzheitliche und vitale Balance zu bringen.

Anhand dieses grundlegenden Modells erklärt Orthey gut verständlich Grundlagen systemischen Denkens und entwickelt einen systemischen Führungsbegriff. Er beschreibt welche Kompetenzen Führungskräfte entwickeln und je nach Situation einbringen müssen, um im System Wirkung zu erzielen. Anhand zahlreicher Beispiele konkretisiert Orthey, welche unterschiedliche Wirkung von Führungsstilen je nach Ausgangslage oder Zielsetzung im System (nicht) erreicht werden können.

Im weitern Tel des Buches erläutert Orthey, wie es Führung gelingen kann „unentscheidbare Entscheidungen zu treffen“. In unendlichem zirkulären immer wieder neu Analysieren der fünf oben genannten Dimensionen und im Beobachten und reflektieren der Wirkung von daraufhin getroffenen Entscheidungen sieht er einen Weg, wie Führung gelingen kann. Führung wird somit zum Initiator immer neuer Lernprozesse. Sie ermöglicht so dem System Selbstorganisation.

Abgerundet wird der Band durch fünf Führungswerkzeuge. Diese Tools bieten Möglichkeiten, wie die einzelnen Dimensionen in Organisationen in einem kommunikativen Prozess gebracht werden können.

Orthey ist ein hilfreiches und originelles Buch gelungen. Durchdrungen vom systemischen Denken entwickelt Orthey sein Modell von Führung. Immer wieder fasziniert es, wie er es schafft, die mit Führung verbundenen Paradoxien auf den Punkt (bzw. ins Wort zu bringen). Dadurch gewinnt das Thema Führung eine Leichtigkeit, die es Führungskräften leicht macht, sich der eigenen (Un-) Möglichkeiten bewusst zu werden. Seite für Seite spürt man, dass hier viel Praxiserfahrung eingeflossen ist. Manager, Coachs, Trainer, Berater aber auch Führungskräfte selbst finden hier viel Inspirierendes!

 

 

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