012022

Service & Dialog

Frank Reintgen

Rezension: Faix/Künkler (Hg.): Handbuch Transformation

Transformation steht für grundlegende Veränderungsprozesse, die angesichts massiver Umbrüche in vielen Bereichen von Gesellschaft und Kirche auf uns zukommen bzw. bereits wirken. Nicht nur im wissenschaftlich-gesellschaftlichen Diskurs hat sich ‘Transformation’ zu einem Schlüsselbegriff entwickelt. Auch im kirchlichen Kontext gewinnt das Thema für evangelische und katholische Christinnen und Christen an Relevanz und wird über die Transformation von Kirche diskutiert.

So erstaunt es nicht wirklich, dass sich der erst 2018 eingerichtete neue Master-Studiengang „Transformationsstudien: Öffentliche Theologie & Soziale Arbeit“ an der CVJM-Hochschule in Kassel schon nach kurzer Zeit etabliert hat. Hier werden Fach- und Führungskräfte befähigt, Veränderungsprozesse aktiv und kreativ zu gestalten und soziale Innovation anzuregen. Das Konzept des Studiengangs sieht vor, die Profession der Sozialen Arbeit (mit dem Schwerpunkt Sozialraumorientierung und Gemeinwesenarbeit) und der Disziplin der Theologie (mit dem Schwerpunkt Öffentliche Theologie) miteinander in eine fruchtbare Beziehung zu bringen. Konzeptioniert und ins Leben gerufen wurde der Studiengang von Prof. Dr. Tobias Faix und Prof. Dr. Tobias Künkler.

Von diesen beiden wurde nun das „Handbuch Transformation“ als erster Band einer neuen Reihe „Interdisziplinäre Studien zur Transformation (IST)“ herausgegeben. Diese Reihe will sich in den kommenden Jahren den großen Themen unserer Zeit aus explizit transformatorischer Sicht zuwenden. Das Handbuch Transformation setzt damit den interdisziplinären Austausch von Sozialwissenschaft und Theologie fort, der einen zentralen Aspekt im konzeptionellen Rahmen des obengenannten Studiengangs darstellt.

Zusammen mit zweiundzwanzig weiteren Autorinnen und Autoren aus Theologie und Humanwissenschaften, die zum Teil selber Lehrende an der CVJM Hochschule sind, gehen die beiden Herausgeber des Handbuches den Fragen rund um die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse unserer Zeit nach. Sie versuchen, „den Begriff Transformation in seiner Vieldeutigkeit aufzunehmen und seine unterschiedlichen Facetten aufzuzeigen, ihn zu systematisieren und somit mehr Klarheit und Verständnis in dessen Gebrauch zu bekommen.“ (S. 14).

Die 30 Beiträge des Handbuches verteilen sich inhaltlich auf drei Teile. Ein erster einleitender Beitrag klärt den Begriff Transformation und erschließt die Systematik der Gliederung des Handbuchs. Jedem der drei Teile ist wiederum ein einleitender Beitrag der beiden Herausgeber vorangestellt, der den roten Faden zwischen den Beiträgen der jeweiligen Teile herstellt.

Alle, denen die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Kirche ein Anliegen ist, finden in diesem Handbuch jede Menge inspirierende und anregende Impulse sowie fundierte theoretische Grundlagen zum Thema Transformation.

Der erste Teil wendet sich primär aus sozialwissenschaftlicher Perspektive dem Ziel von Transformation zu. Soziale Arbeit, so belegen die Beiträge in diesem Kapitel, hat auch als Ziel, gesellschaftliche Entwicklung positiv zu beeinflussen und mitzugestalten. Welche gesellschaftliche Veränderung und Entwicklung aber soll konkret angestrebt werden? Welcher Zustand soll durch Interventionen der Sozialen Arbeit erreicht werden? Wie lässt sich messen, ob eine Entwicklung positiv, also zielführend ist oder eben nicht? Diesen Fragen wenden sich die Beiträge dieses Kapitels zu.
Die zehn Beiträge des zweiten Teils reflektieren aus einer theologischen Perspektive das Ziel von Transformation. Aus theologischer Perspektive ist es Gott, der in der Welt wirkt. Menschen sind eingeladen, an der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen mitzuwirken. Sie dürfen und sollen an der Dynamik des schon angebrochenen Reiches Gottes partizipieren. „Die Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi sind eingeladen und aufgefordert, an der Sendung Gottes (missio Dei) teilzuhaben und in die Welt heilsam hineinzuwirken.“ (S. 145) „Gottes Transformation beschreibt demnach das Handeln Gottes durch Gerechtigkeit, Liebe, Diakonie, Evangelisation, Versöhnung, Schöpfungshandeln etc. mitten in dieser Welt.“ Dieses Verständnis von Transformation entfalten, belegen und hinterfragen die Beiträge des zweiten Teils aus exegetischer, systematischer, kirchengeschichtlicher, ethischer und praktisch-theologischer Perspektive.
Im dritten Teil „Transformation als Gegenstand“ nehmen die Beiträge eine untersuchend-analytische Perspektive von Transformationsprozessen ein. Hier werden die Auswirkungen der großen gesellschaftlichen Transformationsprozesse analysiert.

Gottes Transformation beschreibt demnach das Handeln Gottes durch Gerechtigkeit, Liebe, Diakonie, Evangelisation, Versöhnung, Schöpfungshandeln etc. mitten in dieser Welt.

Dieses Handbuch Transformation bietet einen umfangreichen Überblick zum aktuellen Stand der Transformationsforschung und wichtiges Hintergrundwissen. Für alle, die sich mit dem Thema Transformation auseinandersetzen wollen, bietet es eine gute Basis. Das Handbuch Transformation beleuchtet den Begriff Transformation aus theologischer und humanwissenschaftlicher Perspektive und bündelt langjährige Erfahrungen aus Forschung, Theorie und Praxis in einem Buch. Dabei wird sichtbar, welche große Relevanz das Thema für eine „Kirche in Transformation“ hat und macht deutlich, wie wichtig es ist, Veränderungsprozesse aktiv mitzugestalten.
Geschrieben aus einer eher protestantischen Perspektive ist das Handbuch Transformation auch für katholische Christinnen und Christen mit Gewinn zu lesen. Alle, denen die nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Kirche ein Anliegen ist, finden in diesem Handbuch jede Menge inspirierende und anregende Impulse sowie fundierte theoretische Grundlagen zum Thema Transformation.

Handbuch Transformation. Ein Schlüssel zum Wandel von Kirche und Gesellschaft, Neukirchner Verlagsgesellschaft mbH, Neukirchen-Vluyn, 2021

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