012023

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Statements

Jan-Christoph Horn

Der Gott, an den ich glaube, ist meine Konstruktion und deswegen wahr

Die alten Botschaften greifen nicht mehr

Die alten Botschaften greifen nicht mehr. Das habe ich in den letzten Jahren an mir selber erfahren und vollzogen. Bildungskatholisch aufgewachsen, klassisch theologisch ausgebildet und diözesankirchlich geformt habe ich den Glauben an ein „Du“ Gottes übernommen. Die kraftvolle Rede von einem zugewandten, mitgehenden, liebenden Gott hat mich Teil einer Bewegung in Kirche und Gesellschaft und einem politischen und pädagogischen Programm sein lassen: Menschen das wert- und würdevolle Person-Sein von sich selbst und anderen zu verkünden, weil ein personal erreichbares „Du“ Gottes vor uns gestellt ist.

Mir ist ein Glaube an einen Gott, den es gibt, wie wir es sagen, und der wirkt, weil wir es meinen, abhanden gekommen.

Ich halte auch heute Menschenwürde, Solidarität, Gemeinwohl und Gerechtigkeit als Leitprinzipien hoch und setze mich als politisch denkender und sozial agierender Mensch dafür und gegen das Gegenteilige ein. Aber: Was hat Gott damit zu tun?

Mir ist ein Glaube an einen Gott, den es gibt, wie wir es sagen, und der wirkt, weil wir es meinen, abhanden gekommen. Ich bezeichne das nicht als Verlust. Und weder bin ich zu einem „negativen“ Theologen – der von Gott nur sagt, was Gott nicht ist – noch zu einem Atheisten geworden. Ich sage aber: Gott ist mehr meine Verantwortung als seine. Die praktische Folge ist, dass ich nicht mehr zu einem „barmherzigen Gott“ oder einem Gott „die uns trägt und begleitet“ beten kann. Formulierungen wie „Gott, die:der du in allen Zeiten warst“ lösen in mir Fremdeln aus und Fürbitten wie „Gott, stehe allen xyz bei“ Fluchtreflexe. Es sind dies Formulierungen aus Gottesdiensten, die ich selber einmal gestaltet habe. Heute würde ich sagen: „Lasst uns aufhören, von Gott zu reden als etwas Gegenständliches oder Wesenhaftes oder Ereignishaftes.“ Das Sein Gottes ist weder objektiv, spekulativ noch induktiv und die theologische Rede von der Personalität Gottes sagt mehr über mich, meine Bedürfnisse und Wünsche, in meinem Selbst-Verständnis als Person.

Das Sein Gottes ist weder objektiv, spekulativ noch induktiv und die theologische Rede von der Personalität Gottes sagt mehr über mich, meine Bedürfnisse und Wünsche, in meinem Selbst-Verständnis als Person.

Würde ich mich mit reflektierter, aber dabei syntaktisch bleibender Theologie zufriedengeben, könnte ich mich in eine lange Tradition und zeitgenössische Präsenz von Theolog:innen einreihen, die mystisch sensibel, politisch achtsam, manchmal beides, über die Gottesrede reden. Ich fühle mich ihnen auch verbunden.1 Gottesrede ist bei ihnen z.B. eine Theopoesie, die sich schön anhört, mich intellektuell aber dennoch nicht zufriedenstellt, weil ich – durch meine systemisch-konstruktivistische Beraterausbildung und der Beschäftigung mit ihren Quellen – verinnerlicht habe, nicht nur nach „Wissen/Nicht-Wissen“ zu fragen (1. Ordnung), sondern auch: „Wodurch weiß ich, was ich weiß?“ (2. Ordnung). Was mich als Intervention in Supervision und Coaching aufgrund seiner Wirkung immer wieder beeindruckt, hat mich mit der Zeit auch in meinem Glauben und als Theologe beeinflusst. Mir ist dadurch nicht das Anliegen eines verfassten Glaubens irrelevant geworden, aber jeder Weg einer erkenntnistheoretischen Abkürzung dorthin.

Auf der Suche nach einer Gottesrede, die unserem Wissen über das Wissen entspricht

Die Kognitionswissenschaft formuliert, dass Erkennen und Wissen körperimmanente, autopoietische Prozesse sind.2 Wenn ich sage: „Das ist ein Tisch“, war ich, der ich das sage, vermutlich zu keinem Moment ein Tisch. Woher habe ich also mein Wissen? Mein Wissen darüber, was ein Tisch ist, entsteht, in dem ich meine biophysisch gebundenen Möglichkeiten und intentional-reflexiven Fähigkeiten3 nutze, um mir – beeinflusst von sprachlich codierten Symbolisierungen und kulturell transportierten Vorannahmen – eine Vorstellung von einer sensorischen Wahrnehmung zu machen, mit der ich sage: „Das ist ein Tisch“. Was ein Tisch ist, hängt also von meinen Fähigkeiten, Möglichkeiten, Symbolisierungen und Vorannahmen ab. Wären die anders (drei Augen, mentales Handicap, kulturelle Tischpophie), wäre mein Wissen über einen Tisch ein anderes und in Folge dessen gegebenenfalls meine Meinung darüber und mein Umgang damit.4

Gott, als etwas, über das Absolutes („Du bist“) absolut („So ist es“) unabhängig von mir gesagt sein kann, gibt es nicht.

Meine Ist-Aussage ist also nur innerhalb meiner Gebundenheit gültig. Und genauso ist es mit Gott. Gott gibt es nur unter der gleichen Erkenntnislogik, wie es Tische gibt. Die philosophisch-theologische Abbildtheorie ist im Anschluss an das Kapitel „naiver Realismus“ um ein Kapitel weiterzuschreiben. Gott, als etwas, über das Absolutes („Du bist“) absolut („So ist es“) unabhängig von mir gesagt sein kann, gibt es nicht.

„Die Dinge haben keine Bedeutung, außer der, die wir ihnen verleihen“, schreibt Rudolf Englert. „Mit dieser epistemologischen Ausrüstung treffen wir nun auf eine religiöse Tradition, die in vieler Hinsicht ganz und gar durchwirkt ist von sakramentalem Denken, einem Denken, in dem die Dinge eine Stimme haben, in dem alles eine Bedeutung hat und als Spur eines göttlichen Schöpfers lesbar ist. Um die dann auftretenden Probleme zu verdeutlichen, braucht man nur in ein zurzeit in Gebrauch befindliches Kirchengesangbuch zu schauen. Die dichte Metaphorik der hier zu findenden Lieder ‚lebt‘ davon, dass sich die Dinge im Einzelnen und die Welt im Ganzen als Resonanzen göttlichen Wirkens betrachten lassen. Die Bilder, auf die man hier stößt, erschließen sich nur, wenn man alles, was geschieht, als Spiegelung höherer Absichten betrachtet und im Lichte tieferer Bedeutungszusammenhänge zu entziffern versucht.“5 Ich kann das nicht mehr. ‚Tiefere Bedeutungszusammenhänge‘ kommen mir von nirgendwoher entgegen. Sie sind meine Gehirn-Prozesse, in nichts anders als die Konstruktion des Sinnzusammenhangs „Tisch“. Das Mysterium der Evidenz ergreift mich deswegen nicht mehr. Und darauf konstruierte Rituale sind, mit dem katholischen Systemtheoretiker Peter Fuchs gesprochen, “feierlich zelebrierte Nicht-Antworten.”6

Die Bilder, auf die man in der Rede über Gott stößt, erschließen sich nur, wenn man alles, was geschieht, als Spiegelung höherer Absichten betrachtet und im Lichte tieferer Bedeutungszusammenhänge zu entziffern versucht.

Aber „(k)ann ein Glaube … Hoffnung geben, dem das Vertrauen auf einen sich … als ‚mächtig‘ erweisenden Gott … abhandengekommen ist?“7 Wie soll Religion “ohne quintessentielle Wahrheiten auskommen”?8 Mir ist die Konsequenz klar, wenn ein Gott, den es gibt, als Erklärung für irgendetwas oder Hoffnung auf irgendetwas ausfällt. Ich spüre die damit aufkommende Angst. Sie macht mich zu einem Suchenden. Ich kann mich mit der Aussage von Peter Trummer identifizieren, nach der Menschen heute „nicht ungläubiger, sondern achtsamer, spiritueller geworden“9 sind. Genau so. Denn was folgt, wenn die „Vorstellung einer antwortenden Welt“10 verblasst und objektive Wahrheit als „regulative Idee“11 ausfällt?

Ich nehme die spirituell-existentielle und theologisch-intellektuelle Herausforderung an. Willkommen im Epochenwechsel.

Wie es dazu kam, Gott als personales Du-Gegenüber zu denken

Die mentalen (Gehirn-)Prozesse von uns Menschen streben nach Stand der Dinge nach Homöostase, einem Gleichgewichtszustand energetischer Be- und Entlastung. Dies betrifft auch die Bearbeitung der mentalen Kontingenzerfahrung: die Nicht-Notwendigkeit alles Bestehenden. Die ruft nach Lösung und Klärung. Die Dinge sollen „logisch“, „in sich stimmig“, verbindlich sein – manchmal bis dahin gehend, dass man sich und/oder anderen etwas vormacht.

(Natürlich) Vereinfacht gesagt entsteht als eine Lösung der Selbsterfahrung des Menschen, sich nicht selbst erschaffen zu haben, ein dualistisches Weltbild, in dem sich Mensch/Welt und Gott (etymologisch „(herbei-)rufen“) religiös (= rückgebunden) gegenüber stehen: Wenn nicht ich die Welt erschaffen habe, muss sie ja irgendwoher her kommen, weil ich sie erfahre (alternative Lösung: das alles ist nur Trug und Lug). Dieses Prinzip ermöglicht auch eine Antwort auf das, was den Mensch in seiner Selbst-Erfahrung als Seiender bedrängt: „Wie bin ich, wenn ich tot bin?“ Die politischen Vorzüge dieser Logik – v.a. für die Herrschenden, die sich als „Mitwisser“ der „anderen Seite“ legitimieren – sorgen für kulturelle Stabilisierung dieses Sinn-Bildes.

Die Dinge sollen „logisch“, „in sich stimmig“, verbindlich sein – manchmal bis dahin gehend, dass man sich und/oder anderen etwas vormacht.

Als Erfahrung steht da aber auch das menschliche Erleben von Potenz und Potential, Selbstwirksamkeit, prozessual und Generationen übergreifende (und damit -verbindend) sich verschiebende Entwicklungs-Kreisläufe, Wendeltreppen gleich.

Der christliche Glaube ist eine Beschreibungen dessen, beide Erfahrungen – des Gegenüber und der Integrität – miteinander zu deuten: Christen glauben, dass der eine, ewige, aber geschichtliche Bündnisse eingehende Gott die Distanz zwischen Himmel und Erde in der Sendung seines Sohnes (Gottes-Gene in endlicher Materie) durchbrochen hat. Der in der frühen christlichen Theologie aus dem Hellenistischen übertragene Personenbegriff (per-sona = durchscheinen) ist eine vorsichtige Möglichkeit, die Integrität Gottes-als-Gott mit der Erfahrungsebene seiner schöpferischen Gegenwart-in-meiner-Welt zu verknüpfen. Gott ist Person – das bedeutet: Wir können ihn erkennen. Verstehen können wir ihn nicht. Das ist wie unter Menschen.

Gott ist Person – das bedeutet: Wir können ihn erkennen. Verstehen können wir ihn nicht. Das ist wie unter Menschen.

Soweit alles okay. Mir gefällt auch die zwischen ontologischer Seins- und Prozess-Theologie12 entstehende Aushandlungsdynamik, die theologische Fakultäten und Akademien beschäftigt, die in Fragen der Kirchenentwicklung zu entscheiden sind und ich nehme in Kauf, dass sie auf Synoden zu Konsens-Papieren niedergerungen wird. Mein Knackpunkt bleibt: Woher wissen wir das, was wir über Gott sagen? Die übliche Antwort auf diese Frage „Gott offenbart sich so“ ist für mich an ein Ende gekommen, weil – siehe „Tisch“ – meine Erkenntnis in mir entsteht, selbst wenn Gott mir erscheinen und Jesus mich an die Hand nehmen würde.

Als Lösung bleibt aus meiner Sicht nur, einen Begriff von Wahrheit zu finden, der an den Grenzen meiner Wahrnehmung endet, aber Wahrheit bleibt.

Ich kann die Bibel lesen (und tue es) und mich von den Zeugnissen früherer Generationen und ihrer Jesus-Überlieferung anfragen, inspirieren und motivieren lassen. Ich weiß ebenfalls um die Unverfügbarkeit von Erfahrungen, die sich mir zeigen, überraschen, ja, überwältigen und die mich aus meinen bereitgelegten Erklärungsmustern herauskatapultieren (ich erinnere mich gut). Aber ich komme bei alledem nicht aus meinem Wahrnehmungsapparat heraus. Und da für mich als Lösung sowohl ausfällt, dass es im Menschen „irgendwie“ etwas gibt, was ihn zum Gotteskontakt disponiert, als auch alles in (schlimmstenfalls selbstherrlicher) Selbstherrlichkeit zu sehen – was ja Quatsch ist, denn meine vitalen Prozesse brauchen Zufuhr von somatischer und sensorischer Energie –, bleibt aus meiner Sicht nur, einen Begriff von Wahrheit zu finden, der an den Grenzen meiner Wahrnehmung endet, aber Wahrheit bleibt. Auch in der Sache „Gott“. Und damit komme ich zum Konstruktivismus.

Wahrnehmungsgebundene Wirklichkeit von Wahrheit

Der Konstruktivismus13 ist eine in seiner jüngeren Geschichte zur Darstellung technisch-physikalischer Kreisläufe genutztes, auf soziale und pädagogische Prozesse übertragene, mehr und mehr auch neurobiologisch legitimierte Konzeptentscheidung, Wirklichkeit als Produktion selbstreferentiell-zirkulär-reflexiver Prozesse zu verstehen. Zeitgenössisch spielt er als Grundorientierung in einer „späten“, also zu Ende gehenden, Moderne eine Rolle in Kultur, Politik, Wissenschaft und Technik, weil er in einer systemischen Lesart Steuerung als Steuerungsprozess (Kybernetik 2. Ordnung) versteht: nicht nur die Steuerung, sondern auch die Steuerung der Steuerung ist ein rekursiver, selbstverweisender, konstitutiv konstruktiver Prozess. Landschaft, Landkarte und Navigationsgerät werden also voneinander unterschieden, mit anderen Worten: Suchprozesse ermöglicht.

Der Konstruktivismus gibt einen Begriff von Wahrheit nicht auf. Aber er definiert Wahrheit nicht als die eines Zuschauers, der einen Ausschnitt von vorgefundener Wirklichkeit sieht, sondern als eine Beobachtung unter Beteiligtenperspektive.

Erkenntnis wird weder „vorgefunden“ noch „gemacht“, nicht in einem, sondern als ein Prozess rekursiver Beobachtungen erkannt. Die Folge: Jede Wahrnehmung ist wahr, jedes Tun, dass sich denken lässt, lässt sich (mindestens im Denken) tun. Der Preis: Jeder Inhalt ist davon bestimmt, konstruiert zu sein.14 Und das ist nicht trivial, sondern ein Konzept von Welt, mit dem man Programm und Politik machen kann. Welche Politik? Purer individualistischer Hedonismus? Nein. Aber während Immanuel Kant noch einen sittlichen Grund im Wesen des Menschen argumentierte, ist für mich ein Hinweis von Heinz von Foerster die dem Konstruktivismus entsprechende ethische Grundlegung: die Aussage „Was ich erkenne, ist wahr“ trägt die Bedingung in sich, dieses Wissen rekursiv zu verantworten: Ich bin für die Folgen der Wirkungen meiner Wahrnehmung verantwortlich.15

Der Konstruktivismus ist, wo er erkenntnistheoretische Grundentscheidung ist,16 deontologisch, weil er für die Auflösung von Kontingenz nicht nach einem Anfang außerhalb der Form seiner Logik fragt. “Die Sinnwelt wird aufgelöst in ein Kompendium von Beobachtungsartefakten. Die Realitätsfrage lässt sich nicht stellen.”17 Ist er damit delegitimiert, „Theo-Logisch“ aufgegriffen zu werden? Die theologische Disziplin und das kirchliche Lehramt tun sich in der Tat an den Stellen schwer mit ihm, wo es um argumentative Schließungen geht. Aber der Konstruktivismus kennt argumentative Schließungen. Weder ist alles egal noch alles immer im Fluß. Erkenntnis, Wissen und Entscheidung sind halt nur selbstreferentiell. Der Konstruktivismus gibt auch einen Begriff von Wahrheit nicht auf. Aber er definiert Wahrheit nicht als die eines Zuschauers, der einen Ausschnitt von vorgefundener Wirklichkeit sieht, sondern als eine Beobachtung unter Beteiligtenperspektive.18

Wahrheit liegt im Auge des Betrachters und ist eingebunden in eine Erlebnis- und Wirkungsgeschichte.

Dies ist ein genügsamer Wahrheitsbegriff. Wahrheit liegt im Auge des Betrachters und ist eingebunden in eine Erlebnis- und Wirkungsgeschichte. Als solche kann ich Wahrheit erzählen. Beispielsweise kann ich Ihnen die Liebe zu meiner Frau letztlich nicht erklären, dennoch ist sie da. Ich kann Ihnen von den Wirkungen erzählen. Auch Konstruktionen können ganz schön(e) Wirkung haben!

… theologisch aufgenommen

Ein konstruktivistisch gedachter Gott ist also kein konstruierter Gott. Aber jede Gotteserkenntnis ist nur selbstreferentiell wahr, es gibt keine allgemeine, beobachterunabhängige.

Theologische Rede, die sich auf die Transzendenz von Wirklichkeit jenseits mentaler Fähigkeiten, Möglichkeiten und Vorannahmen begründet, ist delegitimiert.

Ist dass das Ende transzendentaler Theologie? Ja, im Sinne einer Abkürzung zu behaupteter Erkenntnis, also einer Erkenntnis, die nicht an den Vorgang des Erkennens gebunden ist. Wie z.B. in der römisch-katholischen Sakramententheologie als ontologische Substanztheologie oder in der die Amts-Ekklesiologie begründenden apostolische Sukzession, bei der nicht die Weise der Überlieferung, sondern lediglich der Vorgang als solcher Bedeutung hat. Theologische Rede, die sich auf die Transzendenz (lateinisch „Übersteigen“) von Wirklichkeit jenseits mentaler Fähigkeiten, Möglichkeiten und Vorannahmen begründet, ist delegitimiert.

Wenn nun vom Konstruktivismus her der begründende Verweis auf die Transzendenz der / aller / in allen Dingen ausfällt, wie wird dann aber die Frage „Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“ beantwortet? Wird man die Kontingenz im Blick auf die Frage des Sinns von Sinn wieder los? Und folgt daraus ein Gottesbegriff? Und ist dieser noch christlich zu nennen?19

Ein Gedankenweg: Die Form der Schließung

Ich finde es inspirierend, hierzu auf das Formenkalkül des Mathematikers und Philosophen George Spencer Brown zu schauen.20 Seine Arbeit ist konstruktivistische Grundlagenforschung, eine gedankliche Achterbahnfahrt. Die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ ist demnach nicht „Gott“ oder „42“, sondern: Die Schließung beinhaltet sich selbst.

Sinn entsteht nicht durch den Sinn einer Entscheidung, sondern durch die Form der Unterscheidung.

Spencer Brown löst in seiner Arbeit die Aufgabe, den Anfang einer zweiwertigen Logik (Ja/Nein, Richtig/Falsch, Sein/Nicht-Sein, Sinn/Nicht-Sinn, Leben/Tod) zu beschreiben. Sein Kalkül (= „Rechnung“) setzt dafür nicht länger eine erste Kategorie oder eine größere Wirklichkeit voraus. Er geht vielmehr über die Substanz von etwas hinaus und betrachtet die Form einer Unterscheidung. Sinn entsteht demnach nicht durch den Sinn einer Entscheidung (als Folgekette von Sinngebung bräuchte es dann ja doch irgendwann einen „Sinn am Anfang“), sondern durch die Form der Unterscheidung.

Unter Unterscheidung (= „Distinction“) versteht Spencer Brown nicht die Trennung (= „Decision“) einer Sache von einer anderen, gar die Löschung des Abgetrennten, sondern ein Bezeichnen/Markieren, durch die ein markierter von einem unmarkierten Zustand unterschieden wird. In einer so verstandenen Unterscheidung bleiben beide Seiten als unterschiedene Seiten erhalten. „Leben“ ist demnach nicht einfach die Abwesenheit von „Tod“, sondern die Einheit der Differenz zwischen „Leben“ und „Tod“. Das Schema lautet: Leben = Leben | Tod“. Keine Seite der Markierung ist „besser“ oder „mehr Ding“ als die andere, denn das Motiv der Unterscheidung ist lediglich, dass sie vollzogen wird.21

Aber „wer“ vollzieht die Unterscheidung? Spencer Brown beschreibt den Vollzug der Form als Selbstbeobachtung. Die Unterscheidung wird auf der Innenseite der Unterscheidung beobachtet, sie kreuzt sich selbst. Diese Schließung – der „re-entry“ der Form in die Form – korrespondiert mit der mentalen Erfahrung, durch mich selbst auf mich selbst aufmerksam zu werden. Beispiel: Ich gehe ins Kino und frage mich im Kinosaal, ob ich hier eigentlich hinwollte. Ich kann mich im Rahmen meiner Wahrnehmungsmöglichkeiten selbst beobachten. Der Beobachter ist seiner Beobachtung implizit.

Felix Lau schreibt in seiner Einführung in das Denken Spencer Browns zum Ertrag: „Die … Konzeption ermöglicht … eine Beschreibung, nach der Zeit und Raum Produkte der Beobachtung von Welt sind. … Andere Qualitäten sind nicht notwendig, um alle Qualitäten zu erhalten.“22 Ein Letztbezug ist argumentativ nicht nötig, sondern die Form des Vorgangs ruft Sinn hervor. Sinn entsteht nicht in der Begründung einer Unterscheidung, sondern darin, dass überhaupt unterschieden wird. Nicht die Antwort auf die Frage „Henne oder Ei?“ ist sinnerzeugend, sondern dass zwischen Henne und Ei unterschieden wird – und zwar von Henne und Ei und als neue Qualität für sie.

Gott als Form denken

In der Form der Unterscheidung entsteht Sinn. Ich finde das theologisch aufregend. Denn wie wäre es dann, die Form, etwas über Gott zu denken, als Form zu denken? Über Gott nicht in Seins-Aussagen zu sprechen („Gott ist“), Gott nicht an den Beginn einer entschiedenen Logik zu setzen, als Prinzip (und möglicherweise Prinzipal:in), sondern als Form der Einheit einer Differenz, als Motiv für eine Unterscheidung.

Ich plädiere für eine Theologie der Beobachtung, die um die Bezogenheit der Beobachtung auf sich selbst weiß und sich damit begnügt.

„Am Anfang war der Unterschied eine Einheit.“ Das ist mit Absicht in Anlehnung an Genesis 1 so formuliert. In einer formentheoretischen Lesart der creatio ex nihilo ist jedoch unwichtig, wer die Welt erschafft oder sich sonst wie angenommenerweise offenbart. Es geht nicht darum, „was“ „wie“ wirkt, um fortan aus Ableitungen heraus „was“ und „wie“ zu einer Rede von (und zu) Gott zu entfalten. Das sind lauter Markierungen, die mit Fähigkeiten, Möglichkeiten, Symbolisierungen und Vorannahmen zu tun haben. Theologisch interessant am Formenkalkül ist vielmehr, dass die Diskrepanz zwischen Sein und Substanz als Diskrepanz in einer Beobachtung gehalten wird und Fähigkeiten, Möglichkeiten, Symbolisierung und Vorannahmen, die einen Unterschieden machen, nicht aufzulösen versucht, sondern in das Konzept von Erkenntnis einrechnet. “Gott ist die Unhintertreiblichkeit des Systems. Mit ihr lässt sich eine Welt denken und kommunizieren. Nur eines ist ausgeschlossen: das Durchkreuzen des Ausgehens von Gott.“23

Der die biblisch-christliche Tradition kennzeichnende sowie die dogmatische Lehrmeinung konstituierende Verweischarakter auf Gott bleibt meiner Meinung nach dadurch erhalten. Es ist freilich eine Theologie, die – aus ontologischer Perspektive – „mittendrin“ anfängt und aufhört. Es gibt mit ihr keinen Letztbeweis, keinen Gottesbeweis. Aber hat eine ontologisch argumentierende Theologie ihn wirklich?

Ich plädiere für eine Theologie der Beobachtung, die um die Bezogenheit der Beobachtung auf sich selbst weiß und sich damit begnügt. Und so wie ich mich im Kinosaal fragen kann, was ich hier eigentlich tue, was ich ja nur tun kann, wenn ich im Kinosaal bin, kann ich mich ja eben auch fragen, ob ich das, was ich in meiner Weltwirklichkeit erlebe, nicht mit einem Begriff von Gott beschreiben möchte. Ein Begriff, der mich mit der Verkündigung und dem Lebenszeugnis Jesu, welcher mit Gott gerechnet (!) hat, verbindet und mich Teil einer Nachfolgegemeinschaft auf seinen Namen hin sein lässt. Was daran ist weniger wahr?

Die große, große Versuchung ist, aus diesem Begriff von Gott nun doch wieder ein Wort zu machen, eine Bedeutung, einen Inhalt, einen Gott. Gott als Form denken heißt nicht: Gott ist ein Förmchen. Denn die Form hat als Form keine Substanz denn sie „ist“ Form nur in ihrer Anwendung.

Mir ist die Verschraubtheit solcher Formulierungen bewusst, aber genau das ist es ja: Ich kann „Einheit“ und „Differenz“ nur nacheinander schreiben und sofort meint man, es gäbe ein Verhältnis zwischen den Begriffen. Aber die ist nur grammatikalisch. Das Kalkül der Form besagt: es ist EDifnfheerietnz. Ich habe deswegen Interesse an einer christlichen Spiritualität, die nicht mit einer Unterscheidung rechnet, sondern mit der Unterscheidung.

Spiritualität 2. Ordnung

Eine solche Spiritualität muss Einheit und Differenz zusammenhalten. Die Aufforderung zur Unterscheidung als immanent, doch das, was Unterschieden wird, als noch nicht begriffene Qualität verstehen (sonst wäre es ja nur die Reproduktion einer Unterscheidung). Ist im christlichen Zeugnis solches möglich?

Ich lese zum Beispiel die Sakramententheologie eines Leonardo Boffs so.24 Das Sakrament entsteht nicht durch eine mittels metaphysischer Verfahren bezeichnete Substanz, sondern durch den Verweischarakter auf eine Bedeutung, die durch Menschen, die darum wissen, im Moment des Vollzugs und Ereignisses aktualisiert wird. So kann ein Zigarettenstummel zum Sakrament (= „Heilszeichen“) werden, weil er die, die davon wissen, an den abwesenden Vater erinnert. Nicht anders ist es, wenn der Priester in der römischen Eucharistiefeier nach dem Segensgebet über Brot und Wein die versammelten Menschen zum Bekenntnis auffordert. Ist das nicht der Moment, der die Präsenz Jesu aus Vertrauen heraus konstituiert (und, in Abgrenzung zu reformierter Theologie, nicht nur abbildet)?

Nicht das Wesen Gottes zu erklären, sondern sein Wirken zu beschreiben und aufzunehmen, ist die größere Ehre Gottes.

Ich verstehe auch die ignatianische Spiritualität so und wundere mich nicht, dass sie mir seit langem zusagt. Es ist eine pragmatische Spiritualität aus theologischen Gründen: nicht das Wesen Gottes zu erklären, sondern sein Wirken zu beschreiben und aufzunehmen, ist die größere Ehre Gottes. Es geht um Possibilität statt argumentative Absolutheit. Ignatianische Spiritualität macht es zum Prinzip und Fundament, dass jeder Mensch Gott auf seine Weise erfahren und aus Erfahrung heraus erkennen kann und daraus eine am Handeln Jesu orientierte individuelle Antwort formuliert. So kann gesagt sein: „Gott existiert nicht. Die Vorstellung von Gott als einem, der da ist und für uns sorgt, ist kindliches Wunschdenken, das es zu überwinden gilt. An die Stelle Gottes soll das eigene Person-Werden und Lieben-können treten.“25 Gottesoffenbarung ist demnach Offenbarung im Leben eines Menschen, kein überweltliches Ereignis.

Von Gott zu reden ist nur in der Sprachform des persönlichen Zeugnisses möglich.

In solcher Theologie und Spiritualität bleibt christliches Zeugnis entscheidbar, bekennbar, für Einzelne und Gruppen ethisch und normativ bedeutsam. Von Gott zu reden ist aber nur in der Sprachform des persönlichen Zeugnisses möglich: Ich glaube an einen Gott, den es gibt, weil ich an ihn glaube.26 Denn „Ich glaube“ ist die Entscheidung eines Beobachters unter Beteiligtenperspektive. Eine (Gebets-)Rede zu Gott ist dann aber die Rede zu einem Abwesenden unter (mindestens einem) Anwesenden. Denn da „ist“ ja niemand im Sinne eines Gegenübers. Aber wenn Menschen zusammenkommen, sich Geschichten erzählen, von ihren Wunden und Wundern berichten und dies mit der Botschaft und dem Lebenszeugnis Jesu verbinden, habe ich das schon als „Hochgebet des Lebens“ erfahren, weil auf einen substanzpersonalen Begriff von Gott verzichtet, stattdessen die Substanz in den anwesenden Personen fokussiert wurde. Während – worauf Peter Fuchs hinweist27 – verkündete Glaubenswahrheiten gegenbeobachtbar sind, werden hier die Beobachter:innen in ihre Beobachtung einbezogen.

Dazu passt auch: Als Christen feiern wir Liturgie, keinen Kult. Denn „(w)enn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie, denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ (Mt 6,7-8) Das Gottesbild Jesu ist, kulturell eingeschlossen im „Vater“-Bild, dass des mit-ziehenden Gottes seit Abrahams Zeiten. Die Lebenspraxis im “Format Jesu” besteht nun nicht in der Übernahme dieses Bildes, sondern ist die Einübung in die reflektierte Selbstwahrnehmung eigener Unterscheidungen und die verantwortungsübernehmende Überprüfung dieser am Handeln Jesu.

Je mehr ich den Gottesbegriff aufgrund seiner abkürzenden Wirkung vermeide, umso deutlicher kennzeichne ich mich als Christ.

Wem das alles zu immanent klingt, der:dem sei dieser Gedanke angeboten: Immanenz ist eine Markierung zur Unterscheidung von Transzendenz. Immanenz erhält damit einen spezifischen Wert – für klassische Gottesrede einen kritischen. Was aber, wenn Immanenz anders unterschieden wird? Von der Beobachtung einer Beobachtung her? Das Wort dafür wäre “Cis-zendenz” statt Trans-zendenz. Denn es stimmt ja: Immanenz, die um ihre Form als Beobachtung nicht weiß, meint, es gäbe nur sie.

Von mir kann ich sagen: Je mehr ich den Gottesbegriff aufgrund seiner abkürzenden Wirkung vermeide, umso deutlicher kennzeichne ich mich als Christ. Das klingt absurd. Aber das Christentum ist die Religion, die nicht das Bekenntnis zu einem Wort von Gott, sondern das Zeugnis in der Nachfolge eines Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ihr Glaube ist das einer Beobachtung von Welt unter dem Vorzeichen – einer Markierung – des Potentials von Gerechtigkeit und Heilung. Die Quelle dieses “Heils” ist nicht metaphysische Substanz, sondern (reflexives) Erkennen und (mutiges) Handeln.

Erst die Festlegung von (immerhin) vier kanonischen Evangelien machte aus der Wahrheit der Wahrnehmungen eine zu wahrende Wahrheit.

Für die Praxis der Kirche in Pastoral und Seelsorge hat die aus einer Theologie der Beobachtung folgende „Spiritualität 2. Ordnung“ Konsequenzen. Weitreichende Konsequenzen, weil damit ein ganzes Geschäfts- und Professionsmodell in Frage steht.

Für die, die in diesem Modell weiter um die „richtige“ Liturgie, die „richtige“ Katechese oder die „richtige“ Kirchengestalt streiten wollen, birgt die Geschichte der Kirche diesen Hinweis: Jedes der aufgeschriebenen Evangelien vermittelt eine eigene Wahrheit über Jesus, den Christus. Gäbe es lediglich eine, hätte ein Evangelium gereicht. Erst die Festlegung von (immerhin) vier kanonischen Evangelien machte aus der Wahrheit der Wahrnehmungen eine zu wahrende Wahrheit. Die Motivation für diese Festlegung hatte Bekenntnisgründe auf dem Weg zu einer christlichen Identität und Organisation. Sie ist sinnstiftende Konstruktion von Wirklichkeit, sagt aber nichts „Objektives“ über den Wahrheitsgehalt der einzelnen Texte. So sollten wir aufhören, über „die Wahrheit“ zu streiten und lieber anfangen, unsere gemeinsame Wahrheit zu beschreiben und daraus Gruppe, Strategie und Organisation zu machen. Mit anderen Worten: Mehr Synodalität als Ereignis, weniger Kirchenparlament als Format.

Ich existiere im Königreich Gottes.

Was mich betrifft: Der konstruktivistische Erkenntnisbiologe Humberto Maturana wurde einmal gefragt, ob er an Gott glaube. Ihm war aus dem Kontext heraus klar, dass von ihm eine Ja/Nein-Antwort erwartet wurde. Doch er blieb seinem Erkenntniskonzept treu und gab eine Antwort, mit denen er seine Fähigkeiten, Möglichkeiten, Symbolisierungen und Vorannahmen nicht transzendierte, aber in seiner Entscheidung erkennbar wurde. Seine Antwort soll auch meine sein: „Ich existiere im Königreich Gottes.“

P.S. Die letzte Unterscheidung

Religiosität, die auf metaphysische Objektivität und transzendente Realität zurückbindet, hat freilich einen „Wettbewerbsvorteil“: die Antwort auf die letzte Frage – die des Todes –, die ja nicht nur eine Frage nach dem Verbleib, sondern (vielleicht vor allem) auch nach dem Wert im / des Hier-und-Jetzt ist. Der Glaube an einen ewigen, allmächtigen, liebenden Gott offeriert hier eine Qualität für v.a. emotionale Kompensation im Bewusstsein um das Ausgeliefertsein von Gewalt sowie Tod durch Krankheit und Unfälle. Entsprechende Worte, Gesten und Riten sind Lösungen in der Drangsal dieser Erfahrungen. Sie helfen wieder aufzustehen.

In der Beratung sage ich in scheinbar ausweglosen Situationen: „Es gibt immer drei Lösungen.“ Die Leute finden dann mindestens vier.

Auch christliche Religion bindet an einen Gottglauben zurück. Aber muss Gott dafür absolut sein? Muss das, was über Gott gesagt wird, wahr sein, damit es Wahrheit ist? Reicht es nicht, wenn mir diese oder jene Riten etwas für meine Kompensation von Ungewissheit bedeuten? Wird umgekehrt das Wissen um Himmel und ewiges Leben größer, je öfter ich sage, dass das ja Wahr ist?

In der Beratung sage ich in scheinbar ausweglosen Situationen: „Es gibt immer drei Lösungen.“ Die Leute finden dann mindestens vier. Mit Blick auf meine eigene Existenz weiß ich: In jedem Augenblick entscheiden sich meine Vitalprozesse für ihre Aktualisierung (= Fortführung). Irgendwann, wenn keine Homöostase (mehr) möglich ist, entscheiden sie sich für die letzte Lösung: Autopoiese zu beenden. Auch diese Aufforderung ist immanent, und das, was Unterschieden wird, noch nicht begriffene Qualität. Woher soll ich heute schon davon wissen?

  1. Zuletzt Müller, Klaus: Gott jenseits von Gott. Plädoyer für einen kritischen Panentheismus. Aschendorff, Münster 2021. Caputo, John D.: Die Torheit Gottes. Eine radikale Theologie des Unbedingten. Grünewald, Mainz 2022. Striet, Magnus: In der Gottesschleife. Von religiöser Sehnsucht in der Moderne. Herder, Freiburg (Breisgau) 2014.
  2. Siehe Maturana, Humberto / Varela, Francisco: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Goldmann, München 4. Auflage 1992. Damasio, Antonio: Selbst ist der Mensch. Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins. Siedler, München 2011. Siehe auch den Beitrag von Christian Hoppe in dieser Ausgabe.
  3. Siehe Fuchs, Thomas: Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Eine phänomenologisch-ökologische Konzeption. Kohlhammer, Stuttgart 6. Auflage 2021.
  4. Während es der vermutlich nicht bewusstseinsfähigen Materie eines als solchen erkannten Tisches möglicherweise egal ist, wie man über sie denkt, ist das bei – um Beispiele der jüngeren Kulturgeschichte zu wählen – Frauen, homosexuell orientierten Menschen und People of Color nicht so, v.a. wenn mein Denken in (Nicht-)Handlungen übergeht, welches Wirkung auf sie hat. Hier wird die Frage nach „richtiger“ Erkenntnis politisch.
  5. Englert, Rudolf: Was wird aus Religion? Beobachtungen, Analysen und Fallgeschichten zu einer irritierenden Transformation. Grünewald, Mainz 2018. Hier Seite 201.
  6. Fuchs, Peter: Der Papst und der Fuchs. Eine fabelhaft unaufgeregte Unterhaltung. Velbrück, Weilerswist 2012. Hier Seite 15.
  7. Englert: Seite 74.
  8. Fuchs: Seite 34.
  9. Trummer, Peter im „Christ in der Gegenwart“ 14/2023, Seite 3. Siehe auch Schmid-Keiser, Stephan: Frömmigkeit an der Grenze des Sagbaren. In: Geist und Leben 96 (2023), Seiten 194 bis 201.
  10. Rosa, Hartmut: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp, Frankfurt (Main) 2016. Hier Seite 435.
  11. Assmann, Jan: Monotheismus und die Sprache der Gewalt. Picus, Wien 5. Auflage 2013. Hier Seite 14.
  12. Siehe Keller, Catherine: Über das Geheimnis. Gott erkennen im Werden der Welt. Eine Prozesstheologie. Freiburg (Breisgau), Herder 2013.
  13. Siehe von Ameln, Falko: Konstruktivismus. Francke, Tübingen 2004.
  14. Siehe von Foerster, Heinz / Pörsken, Bernhard: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker. Carl-Auer, Heidelberg 9. Auflage 2011.
  15. von Foerster, Heinz: KybernEthik. Merve, Berlin 1993.
  16. Siehe als konsequenteste Anwendung Glasersfeld, Ernst von: Radikaler Konstruktivismus. Suhrkamp, Frankfurt (Main) 1997.
  17. Fuchs: Seite 67f.
  18. Michael Ende erzählt davon in der „Unendlichen Geschichte“: der Menschenjunge Bastian wird von der kindlichen Kaiserin im Moment des „Nichts“ aufgefordert, ihr einen Namen zu geben. Bastian versteht nicht, was daran so wichtig sein soll. Die kindliche Kaiserin soll vielmehr endlich was tun! Doch: den Namen zu nennen ist die Bedingung des Moments von (Neu-)Schöpfung.
  19. Siehe Hoff, Jonas Maria: Konstruktion von Verbindlichkeit. Radikaler Konstruktivismus und Fundamentaltheologie im Theoriekontakt. Transcript, Bielefeld 2022.
  20. Siehe Spencer Brown, George: Gesetze der Form. Bohmeier, Lübeck 1997. Englische Erstausgabe 1969.
  21. Eine interessante, m.W. noch nicht näher beschriebene Parallelität der mathematischen Logik Spencer Browns besteht zur Quantenphysik. Die Quantenphysik operiert mit der Möglichkeit von Zuständen, wo Spencer Brown vom unmarked state spricht. “Die[…] Quanteninformation … enthält … die zwei alternativen Antworten auf eine Information, nämlich sein oder nicht sein. Aber da sie noch nicht mit Information gefüllt ist, ist sie erst einmal völlig abstrakt. … Sie umfasst und enthält damit im Kern alle materiellen, energetischen, vitalen und geistigen Formen unseres Seins als Möglichkeit … .” Zitat aus Mann, Frido und Christine: Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik. Fischer, Frankfurt (Main) 2017. Hier Seite 135f, Hervorhebung im Original.
  22. Siehe Lau, Felix: Die Form der Paradoxie. Eine Einführung in die Mathematik und Philosophie der „Laws of Form“ von G. Spencer Brown. Carl-Auer, Heidelberg 4. Auflage 2012. Hier Seite 163f.
  23. Fuchs: Seite 42.
  24. Siehe Boff, Leonardo: Kleine Sakramentenlehre. Patmos, Düsseldorf 5. Auflage 1982.
  25. Seibel, Vitus: Wer ist dein Gott? 77 Jesuiten geben eine persönliche Antwort. Echter, Würzburg 2018. Hier Seite 55.
  26. Siehe beispielhaft Frör, Hans: Ich will von Gott erzählen wie von einem Menschen, den ich liebe. Kaiser, Gütersloh 11. Auflage 1994.
  27. Fuchs: Seite 34. Siehe auch den Beitrag von Günther Emlein in dieser Ausgabe.

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