022011

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Kreiml, Thomas ; Voigt, Hans Christian (Hg.): Soziale Bewegungen und Social Media

Kreiml, Thomas ; Voigt, Hans Christian (Hg.): Soziale Bewegungen und Social Media. Handbuch für den Einsatz von Web 2.0.

Social Media für Soziale Bewegungen

Blogs, Wikis, Facebook, Youtube, Twitter… – all diese Namen fallen, wenn es um das Thema Social Media bzw. Web 2.0 geht. Diese Anwendungen ermöglichen es Nutzern, sich in einer bisher unvorstellbaren Art und Weise untereinander auszutauschen und mediale Inhalte einzeln oder in Gemeinschaft zu gestalten (vgl. wikipedia). Mit Hilfe der Social Media wird das Internet offener und partizipativer.

Unternehmen nutzen die Möglichkeiten der Social Media schon lange für gezielte Marketingstrategien und Kommunikations-Kampagnen. Doch auch für den Nonprofit-Bereich bieten sich durch das Web 2.0 neue Möglichkeiten, gesellschaftliche Veränderungsprozesse anzustoßen und die eigene Kampagnen-Arbeit zu unterstützen.

Das soeben von Hans Christian Voigt und Thomas Kreiml herausgegebene Buch „Soziale Bewegungen und Social Media“ greift dieses Thema auf. Es will ein „Handbuch für den Einsatz von Web 2.0“ durch Soziale Bewegungen sein. Und das ungewöhnliche Buch löst diesen Anspruch voll und ganz ein.

Ungewöhnlicher Entstehungsprozess

Schon die Entstehungsgeschichte des Buches ist ungewöhnlich. Vernetzt über das Internet haben die zahlreichen Autoren ihre einzelnen Artikel geschrieben und zur Diskussion gestellt.Im Projektblog konnten Artikel kommentiert und mit Anmerkungen versehen werden. Und Teile der Kommentare finden sich auch in der gedruckten Fassung. So ist das Buch selber ein Produkt der intensiven Nutzung von Social Media. Mit der Buchveröffentlichung im Oktober 2011 ist schließlich auch ein TV-Blog eingerichtet worden. Hier werden bei Veranstaltungen Live-Stream eingebettet und die Videos und Audio-Dateien zur Dokumentation gesammelt.

Die Gestaltung des Buches ist stark an Lesegwohnheiten im Internet angelegt (viele Textblöcke, Links, …) – das ist zunächst ungewohnt, aber insgesamt überzeugend. Für Käufer der gebunden Ausgabe steht das Buch auch als eBook im Netz zur Verfügung. So lassen sich auch die zahlreichen Hyperlinks im Text nutzen, um zu weiterführenden Artikeln oder Erklärungen zu gelangen.

Best Practise und Handbuch in einem

In einem ersten Teil werden Web 2.0-Projekte vorgestellt. In den Blick kommen sowohl unterschiedliche Web 2.0-Technologien (Blog, Twitter, Live-Streams…) als auch unterschiedliche Gruppierungen aus dem Umfeld der Sozialen Bewegungen. Bei den vorgestellten Beispiel-Projekten, die eher aus einem gewerkschaftlichen Umfeld stammen, findet sich auch das Projekt „Kirche 2.0 hat längst begonnen“ der katholischen Aktion Oberösterreich.

Im 2. Teil des Buches werden dann unterschiedliche Techniken des Web 2.0 mit den jeweiligen Stärken und Schwächen analysiert, die Sie für die Nutzung durch Soziale Bewegungen bieten. So wird geklärt, welche Strukturen und Kanäle das Web 2.0 zur Verfügung stellt. Die Bedeutung von Präsenz und Aktivität im Kontext der Social Media wird beschrieben. Technologien wie Blog, wiki, Facebook usw. werden erklärt.

Ein weiterer Teil des Buches widmet sich dem Thema Globalisierung. In den Social Media haben Globalisierungskritiker Werkzeuge trans-national Aufklärung zu betreiben und Widerstand zu organisieren.

Abschließend kommen Visionen und Szenarien für ein neues Mediensystem zur Sprache. Die Möglichkeiten, die Social Media bieten, ermöglichen Partizipation, Teilhabe, Demokratisierung usw.. – All dies Werte, für die auch zahlreiche Soziale Bewegungen eintreten. Insofern ergänzen sich hier Technik und Zielsetzung der Soziale Bewegungen in sehr gelungener Weise.

Ein hilfreiches Buch

Auch Leser, die sich bisher wenig mit Social Media auseinandergesetzt haben bekommen mit Hilfe dieses Buches einen guten Überblick und Einblick in das Thema. Es wird deutlich, welche wie gerade Soziale Bewegungen mithilfe von Social Media, ohne großen Finanziellen Aufwand, große Zielgruppen erreichen können.

Schnell stößt dem Leser die Frage auf, ob man für sich und die System, in denen man agiert, schon die Bedeutung von Social Media genügend erkannt hat. Auch wenn gerade in den letzten Monaten viele neue Web 2.0 Projekte gestartet sind – Grade mit Blick auf den kirchlichen Kontext vermisst man schmerzlich die Nutzung von Social Media. Vielleicht kann dieses Buch mit dazu Beitragen, die Scheu vor der Nutzung neuer Technologien zu verlieren und den Blick öffnen für die ungeheuren Möglichkeiten, die das Web 2.0 bietet. Auf jeden Fall erhält man ein praktisches Nachschlagewerk mit vielen praktischen Beispielen gelungener Nutzung von Social Media.

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