022024
Editorial
Editorial
Wir haben uns vor 2 Jahren auf dem 7. Strategiekongress mit dem Szenario eines nicht-linearen, disruptiven Umbruchs in den Kirchen beschäftigt. Der Ansatz, einen solchen Weg der Veränderung auf dem Kongress kognitiv und emotional zu antizipieren, hat damals zu erheblicher Reaktanz und Widerstand geführt. Wir sind zwei Jahre weiter. Der Abbruch beschleunigt sich. Inzwischen ist die Möglichkeit eines disruptiven Entwicklungsszenarios im theologischen Diskurs angekommen (so gerade Sabrina Müller auf der Online-Plattform jesus.de: „Wenn wir so weitermachen, implodiert das ganze System“).
Wir schauen auf dem 8. Strategiekongress und in der aktuellen Ausgabe von futur2 auf die Zeit danach. Unsere Prämissen: Die Volkskirche ist vorbei und kann nicht wiederbelebt werden. Es wird kein Einheitsparadigma mehr geben, wie es die Parochie bzw. Pfarrgemeinde einmal war. Das Neue lässt sich nicht aus dem Bisherigen ableiten, es kann nur experimentell validiert werden. Unternehmerisches Denken und Handeln sind gefragt, und das bei einem verbleibenden, sehr engen Zeitfenster.
Auf dieser Folie haben wir für die vorliegende Ausgabe praktische Theolog:innen und Pastoraltheolog:innen gebeten, zu skizzieren, wie aus ihrer Sicht die nächste Kirche aussehen könnte, welches Mindset erforderlich ist und welche operativen Handlungs- bzw. Geschäftsmodelle aus ihrer Sicht zukunftstauglich sein könnten, wenn die Rahmenbedingungen der Volkskirche bis hin zur Finanzierung obsolet sind.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine breite Palette von Ansätzen ist erkennbar, einige eher grundsätzlich, andere sehr konkret. Was beim Lesen auffällt: Normatives Denken trifft auf Marktbedingungen. Nicht immer ist der Fokus auf die Adressaten und deren Nutzen erkennbar. Der Aspekt der (Re-)Finanzierung wird eher selten beleuchtet.
Wir hoffen, mit dieser Ausgabe einen Beitrag zu leisten, den Diskurs über unternehmerische Handeln in der Kirche anzuregen, und wünschen allen viel Spaß und Inspiration beim Lesen. Geben Sie uns oder den Autor:innen gerne Feedback.