012014

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Paulus, Georg ; Schrotta, Siegfried ; Visotschnig, Erich: Systemisches Konsensieren

Paulus, Georg ; Schrotta, Siegfried ; Visotschnig, Erich. 2013. Systemisches Konsensieren: Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg. Holzkirchen. Danke-Verlag.

„Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg“ – so lautet der Untertitel eines zugegeben schon älteren Buches, das mir aktuell in die Hände gefallen ist. Wenn Bücher mit einem solchen Anspruch daher kommen bin ich zunächst eher skeptisch. Das klingt mir zu marktschreierisch und zu sehr nach Patentrezept.

Aber der Titel macht neugierig „Systemisches Konsensieren“, diese Wortschöpfung klingt interessant. Neugierig beginne ich zu lesen und merke schnell, dass das Buch interessant zu werden verspricht. Die Autoren Georg Paulus, Siegfried Schrotte und Erich Visotschnig stellen hier ein Verfahren vor, wie in (Klein- und Groß-) Gruppen und in Gremien in Wirtschaft und Politik Entscheidungsprozesse gestaltet werden können, die es vermeiden, dass es Gewinner und Verlierer gibt. Ziel dieser Methode ist es einen Konsens zu erarbeiten, der von nahezu allen Beteiligten mitgetragen werden kann. Wie gelingt das?

Das „Systemische Konsensieren“ ist eine Methode, um in einer Gruppe die Entscheidungsvorschläge mit dem geringsten Widerstand seitens der Teilnehmer herauszufinden. Dazu werden die Beteiligten aufgefordert die einzelnen im Raum stehenden Lösungsvorschläge zu skalieren. Vorschläge, die bei einem Beteiligten die größten Widerstände auslösen, bekommen einen hohen Zahlenwert. Vorschläge, die gut mitgetragen werden können, bekommen einen niedrigen Wert. Werden nun die Werte von allen Beteiligten zu den einzelnen Lösungsvorschlägen zusammenaddiert, kann man anhand dieser Werte den Lösungsvorschlag bestimmen, der den geringsten Widerstand seitens der Beteiligten aufweist. Die Praxis scheint zu zeigen, dass es gerade diese Entscheidungen sind, die von einem Großteil der Gruppe mitgetragen werden können.

Das Verfahren erscheint einfach und doch wirksam. Die vielen praktischen Beispiele der Autoren aus den unterschiedlichen Anwendungsfeldern belegen, wie hilfreich der Einsatz der Methode gerade auch in konfliktreichen Situation sein kann.

Die Autoren haben im Laufe der Jahre die Methode immer weiter verfeinert und auf unterschiedliche Ausgangssituationen hin optimiert. Die Grundprinzipien der Methode funktioniert bei unterschiedlichen Gruppengrößen. Besonders auch in Großgruppen kann die Methode helfen zu tragfähigen Entscheidungen zu gelangen.

„Der“ Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg ist das Systemische Konsensieren nicht, aber sicherlich ein Instrument, dass oft hilfreich sein kann, um bei konflikthaltigen Entscheidungen zu Lösungen zu kommen, die von einem Großteil der Beteiligten mitgetragen werden kann.

Was die Methode an sich nicht leistet, ist die Entwicklung von verschiedenen Entscheidungsvorschlägen. Doch das Ergebnis des Konsensierens wird für die beteiligte Gruppe zu einer wichtigen neuen Information, die das weitere Prozessgeschehen maßgeblich beeinflusst. So kann in schwierigen Entscheidungssituationen ein wiederholter Durchlauf des Konsensierens hilfreich sien, um zu einer tragfähigen und innovativen Lösung zu gelangen. Der Erfolg des systemischen Konsensierens lebt also immer auch von der Qualität des Moderators, der einen Entscheidungsprozess moderiert.

In nicht wenigen Situationen kann es also hilfreich sein, das Verfahren des „Systemische Konsensieren“ im methodischen Koffer zu haben. Und das Buch des Autoren Teams bietet hierzu einen guten Einstieg. Ich selber freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Entscheidungsprozess, bei dem ich selber die Wirksamkeit der Methode überprüfen kann.

 

 

 

 

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