012014

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Fischer, Jörg (Hrsg.) ; Kosellek, Tobias (Hrsg.): Netzwerke und Soziale Arbeit

Fischer, Jörg (Hrsg.)/ Kosellek, Tobias (Hrsg.): Netzwerke und Soziale Arbeit. Theorien, Methoden, Anwendungen.

„Menschen leben von Anfang an in Netzwerken – sie kamen sich bislang nur ein bisserl blöd vor, das so zu formulieren.“ So formuliert es Michael Winkler in seinem leicht ironisch gehaltenem Beitrag zum soeben erschienen Buch „Netzwerke und soziale Arbeit. Theorien, Methoden, Anwendungen“. Er spielt damit darauf an, das der Netzwerkbegriff aus der Sozialen Arbeit kaum mehr weg zu denken ist. In allen Lebensbereichen sind Netzwerke anzutreffen. Doch der Netzwerkbegriff ist diffus. Er droht zum Containerbegriff für alles und jedes zu werden.

Noch hat der wissenschaftliche Diskurs innerhalb der Sozialen Arbeit die Relevanz von Netzwerken in der sozial-arbeiterischen Praxis nicht eingeholt. Mit ihrem Sammelband wollen die beiden Herausgeber Jörg Fischer und Tobias Kosellek diese Lücke schließen und die Theoriebildung der Sozialen Arbeit in Bezug auf Netzwerke weiter vorantreiben.

Ihr Buch gliedert sich in drei Teile. Das erste Teil untersucht sehr grundsätzlich das Phänomen „Netzwerk“. Das erste Teil nimmt eine „theoretische Verortung von Netzwerken in der Sozialen Arbeit“ vor. Es nimmt Begriffsklärungen vor und versucht eine Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Debatte. Dabei ist eine systemtheoretische Perspektive für die meisten Autorinnen und Autoren die grundlegende Reflexionsfolie. Aber auch ein kritisches Hinterfragen der Netzwerk-Euphorie hat hier seinen Platz. Insgesamt wird in den Beiträgen in diesem Teile das Potential deutlich, das dem Netzwerk-Gedanken in der Sozialen Arbeit innewohnt.

Das zweite Teil ist mit dem Titel „Netzwerken als methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit“ überschrieben. Die Beiträge in diesem Teile entwickeln einen Anwendungsbezug des Netzwerks für Soziale Arbeit. Hier werden zunächst historische Entwicklungen nachgezeichnet. Es wird erkennbar, dass das Netzwerk als „Methode zum Gestalten, Führen und Leiten von organisatorischen Einheiten sowohl in der Binnenperspektive einzelner Institutionen als auch im Zusammenwirken mehrerer Institutionen“ angesehen werden kann. Netzwerkarbeit kommt in der Sozialen Arbeit somit ein hohes Problemlösungspotential zu. Netzwerke können Bewältigungsressourcen und Mobilisierungsmöglichkeiten aufdecken.

Ausgesucht Handlungsfelder der Sozialen Arbeit kommen im dritten Teil in den Blick. In diesem Teil reflektieren die Autorinnen und Autoren ihre eigene berufliche Praxis und konkretisieren auf diese Weise, die Relevanz des Netzwerks für die Soziale Arbeit. Der Fokus der dargestellten Handlungsfelder liegt dabei auf institutionellen und sozialen Netzwerken in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und dem Gesundheitsbereich. Es wird deutlich, dass die Netzwerkorientierung ein konstitutiver Bestandteil praxisbezogener Darstellung Sozialer Arbeit ist.

Der Band bietet einen guten Überblick über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion und es wird deutlich, wie Netzwerke das Denken und Handeln der Sozialen Arbeit prägen. Alles in allem richtet sich der Band aber vor allem an interessierte Leser aus dem Bereich der Sozialen Arbeit. Insbesondere der erste Teil ist aufgrund des Abstraktionsniveaus sehr mühsam zu lesen und setzt beim Leser ein Verständnis der wissenschaftlichen Sprachspiele der Sozialen Arbeit voraus.

 

 

 

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