22018

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Konzept

Norbert Bauer

Im Zweifel für den Zweifel 

Seit vielen Jahren berät Valentin Dessoy kirchliche Institutionen, Bistümer und Bischöfe. Er bewegt sich somit im Kontext einer Institution, die für sich reklamiert, Wahrheitsvermittler zu sein. Dessoy blickt hingegen skeptisch auf Wahrheitsmonopole. Dabei kann er auf Traditionslinien zurückgreifen, die für die katholische Kirche heuristischen Wert haben könnte.

Wer verstehen will, mit welchem Selbstverständnis die katholische Kirche ihren Platz in der Welt sieht, schaut am besten in ihre offiziellen Dokumente. „Der einzige Mittler Christus hat seine heilige Kirche, die Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, hier auf Erden als sichtbares Gefüge verfaßt und trägt sie als solches unablässig. So gießt er durch sie Wahrheit und Gnade auf alle aus.“ (Lumen Gentium 8) Dieser 1964 während des letzten Konzils formulierte Text vermittelt sehr bildhaft, dass katholische Wahrheitsfindung keinen horizontalen Weg einschlägt.  Kirche kann man sich vielmehr als Bewässerungsanlage vorstellen, die von oben herab die Welt mit Wahrheit beglückt. Diese sicherlich schwere Gießkanne wird nur von wenigen gehalten, denn die Kirche hat diese Aufgabe nur einem exklusiven Teil ihrer Mitglieder vorbehalten: „Kraft göttlicher Weisung gibt es in der Kirche unter den Gläubigen geistliche Amtsträger, die im Recht auch Kleriker genannt werden, die übrigen dagegen heißen auch Laien.“  (CIC 207§1) Kleriker und Laien unterscheiden sich nicht nur funktional, sondern essentiell: „Sie unterscheiden sich dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach.“ (Lumen Gentium 10) 

Wer verstehen will, mit welchem Selbstverständnis die katholische Kirche ihren Platz in der Welt sieht, schaut am besten in ihre offiziellen Dokumente.

Der Begriff Kleriker ist nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudien in Misskredit geraten. Das 1983 verfasste und gültige Kirchenrechtsbuch schreibt diesem Stand jedoch eine produktive Rolle zu: „Was die geistlichen Hirten in Stellvertretung Christi als Lehrer des Glaubens erklären oder als Leiter der Kirche bestimmen, haben die Gläubigen im Bewußtsein ihrer eigenen Verantwortung in christlichem Gehorsam zu befolgen.“ (C 212 § 1)1 Katholische Wahrheitsgenerierung vertraut somit darauf, dass die in Christus offenbarte Wahrheit durch den Stand der Kleriker erkannt wird. Als Lehramt vermitteln sie diese Wahrheit den sogenannten Laien, die wiederum diese in Gehorsam anerkennen. Top-down Beratung in Reinform. 

Valentin Dessoy traut diesem klerikalen Wahrheitsoptimismus nicht. Er ist vielmehr davon überzeugt, dass es „…für uns Menschen keinen unmittelbaren Zugang zu absoluten Wahrheiten gibt und damit auch keine endgültigen Lösungen.“2 Diese erkenntnistheoretische Grundüberzeugung gilt für ihn auch im Beratungskontext von Kirche. Auch in der „una sancta catholica“ fallen die Wahrheiten nicht vom Himmel. Dies zieht ekklesiologische Implikationen nach sich: Kirche hat nur noch die Chance, ihre Botschaft „dialogisch zu ermitteln und darzustellen.“3 

Papst Franziskus scheint diese Perspektive nicht fremd zu sein. Das Pontifikat von Papst Franziskus ist zumindest streckenweise dadurch geprägt, das katholische Wahrheitsmonopol zu irritieren. „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht, dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“4 Selbst seinen päpstlichen Aussagen räumt er nur vorläufigen Charakter ein: „Ich glaube auch nicht, dass man vom päpstlichen Lehramt eine endgültige oder vollständige Aussage zu allen Fragen erwarten muss, welche die Kirche und die Welt betreffen.“5  

Auch in der una sancta catholica fallen die Wahrheiten nicht vom Himmel.

So selbstverständlich solch eine Haltung für den modernen Zeitgenossen auch zu sein scheint, so prekär kann sie auch für eine Institution sein, zur deren DNA es gehört, ewige Wahrheiten zu vermitteln.  

Neben diesem kirchlichen Selbstverständnis gibt es noch eine weitere Verlockung sich als Kirche dem von Valentin Dessoy eingeschlagenen Weg des Dialogs zu verweigern. In einer unübersichtlich gewordenen Welt kann eine Kirche gerade deswegen attraktiv sein, weil sie sich mit ihren Dogmen als „Säule und Fundament der Wahrheit“ (1 Tim 3,14) anbietet. Ist nicht das Verlockende und zugleich Entlastende für viele Menschen an einer Kirche, dass sie sich eben nicht der Vorläufigkeit der Entwicklungen unterwirft? Kann der Mensch, der in Gesellschaft und im Arbeitsleben ständig Neuerungen ausgesetzt ist, nicht erwarten, dass Religion einen Ort garantiert, der diesen Veränderungsdruck nicht auch noch wiederholt, sondern mit stabilen Gewissheiten den Turbulenzen der Gegenwart entgegentritt? Erwartet der, der noch den Weg zur Kirche findet, nicht Sicherheit durch seit Jahrhunderten bewährten Dogmen und eben keine Powerpoint-Präsentation mit Veränderungsmodulen in Zukunftswerkstätten? 

Neben diesen funktionalen Einwänden werden auch grundsätzliche Bedenken erhoben. Die Kirche ziehe sich das Fundament ihrer eigenen Legitimität unter den Füßen weg, wenn sie sich von einem monolithischen Wahrheitsbegriff entfernt. So ist Christian Geyer, Feuilletonredakteur der FAZ, schon seit längerem über Papst Franziskus irritiert: „In der diskursiven Arena einer Offenbarungsreligion wirkt sich das Demokratieprinzip als Kategorienfehler aus.“6 

Gerade auch in Zeiten, in denen Zustimmungswerte zu liberalen Verfassungen sinken, scheinen Religion und Kirche für die Menschen an Relevanz zu gewinnen, die den demokratischen Anstrengungen nicht mehr trauen. Nicht nur in den jungen Demokratien Osteuropas gewinnen die Kirchen mit ihrer Modernitätsskepsis an Attraktivität. Auch in der Bundesrepublik identifizieren rechtspopulistische Parteien und konservativ katholische Kreise den westlichen Liberalismus als gemeinsamen Feind und gehen zusammen gegen Gender und gleichgeschlechtliche Partnerschaften auf die Straße. Einfache Wahrheiten scheinen die Lösung in unübersichtlichen Zeiten zu sein. Diese Tendenzen könnten für die katholische Kirche eine Versuchung darstellen, sich weiter als Bastion gegen den vermeintlichen Zeitgeist zu etablieren und den Kampf gegen eine vermeintliche Diktatur des Relativismus anzuführen. 

Gerade in Zeiten, in denen Zustimmungswerte zu liberalen Verfassungen sinken, scheinen Religion und Kirche für die Menschen an Relevanz zu gewinnen, die den demokratischen Anstrengungen nicht mehr trauen.

Zurecht wendet sich Dessoy gegen solch eine Ausrichtung: „Kirche muss sich entscheiden, ob sie den Weg der Weiterentwicklung im Dialog mit der Gesellschaft gehen will, oder den individualistisch und spirituell ausgerichteten Weg der Innerlichkeit und der Abgrenzung von Gesellschaft, der nicht selten doktrinäre Züge aufweist und in ein Nischendasein mündet.“7 Sie muss sich gegen diesen Kurs entscheiden, gerade weil doktrinäre Züge wieder gesellschaftlich Konjunktur haben. 

Dabei kann sich die Kirche auf ihre eigene Tradition berufen. Gerade zu Beginn ihrer Geschichte hat sie durch Weite und Offenheit ihre eigene Zukunft gesichert. Dieser Blick in die Vergangenheit darf zwar nicht, aus Naivität, die durch das aktuell geltende Kirchenrecht gezogenen Grenzlinien ignorieren. Er kann aber „sehr wohl zeigen, dass die Vergangenheit weitaus weniger eng war als manche behaupten und aus dieser Ambivalenz heraus die Hoffnung nähren, dass was einmal möglich war, zumindest nicht unmöglich sein wird.“8 

Beispielhaft steht dafür die biblische Kanonbildung. Bis zur Mitte des 4. Jh.  dauerte es, bis sich ein neutestamentlicher Kanon etabliert hatte. 300 Jahre lang kamen die Christen ohne diese Festschreibung aus. Aber auch der dann fixierte Kanon verzichtet auf Eindeutigkeit und präsentiert mit den vier Evangelien unterschiedliche Perspektiven der Überlieferung. Auch mit Harmonisierungsbemühungen kommen aufmerksame Leserinnen und Leser nicht um die Feststellung herum, dass die vier Evangelien das Leben und Reden Jesu punktuell widersprüchlich überliefern. Beispielhaft seien nur die letzten Worte Jesu am Kreuz zu nennen. Markus und Matthäus überliefern: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, als Sterbeworte, Johannes hingegen: „Es ist vollbracht.“   

Heutzutage würden solche Divergenzen sicherlich nicht ausgehalten werden. Eine Glaubenskongregation oder Synode würde gewiss aus den vier Evangelien ein Kompromisspapier mit Einheitsevangelium entwickeln, mit dem sich die Organisation dann über ihre strategischen Ziele verständigen könnte. 

Ebenso lehrreich ist ein Blick auf historische Kontingenz des Begriffes Dogma, der wie kaum ein zweiter für die Glaubensstabilität kirchlicher Überlieferung steht. Aber dieser Begriff ist auch in der frühen Kirche nicht von Bedeutung und unterliegt selbst dem Wandel der Zeit: „Die auf dem ersten Blick starre Dogmenkonzeption des katholischen Lehramtes verdankt sich selbst einer Dynamik der Entwicklung und Veränderung.“9 Diese Erkenntnis erlaubt der Kirche mit ihrem Lehramt größere Spielräume der Entwicklung als sie sich aktuell selbst zugesteht. Das Lehramt verkennt zugleich die Wirkung autoritativer Machtworte, mit der sie ihr Veränderungspotential minimiert. So hegte Papst Johannes Paul II. die Hoffnung mit Ordinatio Sacerdotalis die Frauenfrage endgültig zu klären: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl.  Lk  22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“10 Die Hoffnung mit einem Machtwort die eigene Ohnmacht zur Veränderung zu unterstreichen war vergebens. Auch wenn es keinen katholischen „Weiberaufstand“11 zu vermelden gibt, provoziert in fast allen katholischen Milieus diese Entscheidung nur noch Kopfschütteln. Obwohl dieses apostolische Schreiben nicht den Status eines Dogmas für sich reklamiert, deklariert es eine endgültige Entscheidung. Damit verkennt es das Wesen einer dogmatischen Entscheidung, denn ein „Dogma ist das vorläufige Ereigniswerden der eschatologisch-endgültigen Wahrheit Christi.“ (Walter Kasper) Ein Dogma ist selbst nicht die Wahrheit. Diese Einschätzung verlangt vom kirchlichen Lehramt selbst eine Tugend, die sie selbst den Gläubigen gerne abverlangt: „Das setzt Demut voraus.“12  

Die Hoffnung mit einem Machtwort die eigene Ohnmacht zur Veränderung zu unterstreichen war vergebens.

Die katholische Kirche hat sich Demut gegenüber apodiktischen Aussagen selbst in die eigene Verfassung geschrieben.  Sie hat sich eine Zurückhaltung auferlegt, sobald sie anfängt, von Gott zu sprechen. Karl Rahner bringt hier treffend den Begriff der „Unverfügbarkeit“ ins Spiel und reformuliert damit pointiert eine Lehre aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. „Zwischen Schöpfer und Geschöpf läßt sich keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen nicht noch eine größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ (4. Laterankonzil) Die Kirche besinnt sich ihrer eigenen Begrenztheit bei der Rede von Gott. Im Grunde müsste am Ende jeder theologischen Aussage noch der Zusatz stehen: es könnte aber auch ganz anders sein. 

Wenn schon bei der Gottesrede eine Kontingenzschleife eingeflochten wird, müsste dies auch bei kirchlichen Veränderungsprozessen selbstverständlich sein. Versuche, kirchliche Strukturen mit dem Hinweis auf „göttlichen Ursprung“ zu legitimieren, können daher nicht überzeugen.  

Die Selbstbeschränkung, die sich die Kirche in Mittelalter vor allem mit Blick auf die Gottesrede auferlegt hat, mag als Verlust wahrgenommen werden, vor allen mit einem Verlust an Eindeutigkeit. Man kann sie aber auch als Gewinn verbuchen. Dies tut aktuell sehr erfolgreich der Münsteraner Islamwissenschaftler Thomas Bauer. Er diagnostiziert, dass die Moderne an einem Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfältigkeit leidet und vermisst eine Fähigkeit zur Ambiguität, die lebendige Kulturen auszeichnet. Der Begriff „Ambiguität“ ist in der deutschen Sprache nicht so geläufig. Ähnlich konnotierte Begriffe sind Mehrdeutigkeit, Unentschiedenheit, Vagheit. Thomas Bauer entdeckt gerade in der katholischen Kirche eine reiche Tradition an Ambiguitätstoleranz, die ihr erst ihre weltweite Ausbreitung ermöglicht hat. Nur die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede auszuhalten hat ihr den missionarischen Erfolg ermöglicht, mit dem sie auf der ganzen Welt Fuß fassen konnte. Für die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz steht die Formel, mit der Rom auf Anfragen reagierte, bei denen sich ein Graben zwischen Lehre und lokalen Begebenheiten auftat: „Nihil esse respondendum“, es soll keine Antwort gegeben werden. „Anstatt die Anfrage einfach zu verschleppen, fasste man einen formellen Beschluss, der darin bestand zu beschließen, nichts zu beschließen – ein virtuoses Ambiguitätskunststück, das uns heute mit unserer weniger ambiguitätstoleranten Mentalität kaum mehr einleuchten kann.“13 Diese Kompetenz der Kirche vermisst der Journalist Matthias Drobinski in den zurückliegenden Jahrzehnten. Gerade die letzten Päpste hätten versucht „Eindeutigkeiten durchzusetzen, die in Wirklichkeit nicht durchzusetzen sind“14 und „dabei das vielfältige Nebeneinander des Katholischen zu zähmen und zu disziplinieren versucht.“15 Dieser Versuch zur katholischen Eindeutigkeit erwies sich für die Kirche jedoch als kontraproduktiv und produzierte vielmehr nach innen und nach außen eine Kommunikationsunfähigkeit. 

Die Selbstbeschränkung, die sich die Kirche in Mittelalter vor allem mit Blick auf die Gottesrede auferlegt hat, mag als Verlust wahrgenommen werden, vor allen mit einem Verlust an Eindeutigkeit. Man kann sie aber auch als Gewinn verbuchen.

Für einen Berater, gerade auch im kirchlichen Umfeld, mag dieses Loblied auf die Uneindeutigkeit befremdlich sein. Der Beratungsauftrag besteht doch oft gerade darin, Kunden zu Entschiedenheit zu motivieren, die dem System Chancen auf Veränderungen eröffnet. Diesem Auftrag kann aber ein Beratungsziel vorgelagert werden: Ambiguitätstoleranz. Jeder Beratung kann das Ziel, Uneindeutigkeit zu ermöglichen implementiert werden. Valentin Dessoy hat dies bei seiner Beratungsphilosophie im Blick: „Kirchliches Handeln (Botschaft, Kult, Praxis) muss dann auch – ähnlich, wie in der Frühzeit – dauerhaft und stetig kleinräumig und experimentell im Blick auf Lebenswirklichkeiten und ästhetischen Orientierungen transformiert werden.“16 Kleinräumiges und experimentelles Handeln setzt Ambiguitätstoleranz voraus. Katholische Identität impliziert hier immer schon die Möglichkeit zum Anderssein. Dieser Gedanke formuliert einen dreifachen Gewinn. Der einzelne Katholik kann den, mit der christlichen Botschaft verbunden, Freiheitsanspruch verwirklichen. Darüber hinaus gewinnt die Kirche dadurch wieder Anschlussmöglichkeiten an die pluralistische Gesellschaft. Und schließlich entwickelt die Kirche sich damit zu einem gesellschaftlichen Motor für die gelebte Toleranz, die sie nicht nur propagiert, sondern in den eigenen Reihen vorbildhaft realisiert. 

Valentin Dessoys Aufruf zur kirchlichen Demut greift auch hier. Kirche muss keine Erwartungen formulieren, die sie nicht einlösen kann. Glaube ist kein Versprechen auf Komplexitätsreduktion. Kirche formuliert vielmehr Möglichkeiten, mit unvermeidlicher Komplexität umzugehen. Nicht nur ihre Rituale mit Liedern und Gebeten, nicht nur die Erfahrung von Gemeinschaft und caritativer Unterstützung sind solche Angebote, auch ihre Lehrsätze, „… ihre wichtigsten Dogmen halten Spannungen fest, die nicht aufgelöst, nur gelebt werden können.“17

Jeder Beratung kann das Ziel, Uneindeutigkeit zu ermöglichen implementiert werden.

Mit einer bewusst geförderten Ambiguität würde die Kirche auch den Zeitgenossen entgegenkommen, die die Erfahrung machen, dass Glaube aus sich Zweifel induziert. Zweifel werden nicht als defizitäre Momente in Glaubensprozessen diagnostiziert, sondern als produktiver Faktor anerkannt. Das gleich gilt auch für Beratungsprozesse, insbesondere im kirchlichen Feld.  Zugelassener Zweifel durchkreuzt die katholisch-klerikale Wahrheitseuphorie. Beratung und Glaube sind gleichermaßen auf Zweifel angewiesen. Daher gilt für beide: „Im Zweifel für den Zweifel.“18
  1. Diese Gehorsamspflicht ist vielen Katholiken gar nicht mehr so präsent, sie begeben sich daher mit großen Hoffnungen in Dialogprozesse, die dann konsequenterweise auch nicht so genannt werden, sondern von der Deutschen Bischofskonferenz als „Gesprächsprozess“ kategorisiert werden. Mit solchen Klarstellungen räumen die Bischöfe mit der Illusion auf, dass Hirten im Stuhlkreis zu Schafen werden könnten.
  2. Dessoy, Valentin: Kirche könnte gehen …, in: C. Hennecke, T. Tewes, G. Viecens (Hrsg.), Kirche geht … Die Dynamik lokaler Kirchenentwicklung, Würzburg 2013, 29.
  3. Ebd.
  4. Papst Franziskus: Enzyklika „Laudato Si“, 61.
  5. Papst Franziskus: Apostolisches Schreiben „Evangelium Gaudii“, 16.
  6. Christian Geyer: Unverzüglich sofort. In: Herder Korrespondenz 2018/3, 13.
  7. Valentin Dessoy, aaO, 32.
  8. Michael Seewald: Dogma – Wie Glaubenslehren sich entwickeln. Freiburg 2018, 21.
  9. Ebd. 50.
  10. Johannes Paul II: Apostolisches Schreiben Ordinatio Sacerdotalis, 1994, 4.
  11. Siehe Christiane Florin: Weiberaufstand – Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen. München 2017.
  12. Valentin Dessoy, a.a.O., 29.
  13. Thomas Bauer: Die Vereindeutigung der Welt. Stuttgart 2018, 22.
  14. Matthias Drobinski: Die vielen Stimmen des Herrn. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Februar 2013, 4.
  15. Ebd.
  16. Valentin Dessoy, a.a.O., 32.
  17. Rainer Bucher: Geborgen und unbehaust. Publik Forum, Juli 2108, 28.
  18. Titel eines Songs der Band „Tocotronic“, https://vimeo.com/51349575.

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