Manfred Rekowski

Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

Pfarrer Manfred Rekowski ist P.

Dass er einmal höchster Repräsentant der zweitgrößten EKD-Gliedkirche werden würde, war dem am 11. Februar 1958 in Polen geborenen Wahl-Wuppertaler nicht in die Wiege gelegt: „Wahrscheinlicher war damals, dass ich Landwirt in den Weiten Masurens werde“, sagt Rekowski. Aber als der Junge fünf Jahre alt war, verließ seine Familie ihren Bauernhof und siedelte in die Bundesrepublik über. Erste Stationen dort waren Gladbeck und Honrath im Rhein-Sieg-Kreis.

„Ich habe erlebt, dass das Leben, das einem so vertraut erscheint, immer auch ganz anders sein kann – und das von jetzt auf gleich“, resümiert der heutige Präses. „Während wir auf dem kleinen Bauernhof in Polen gelebt haben, gehörten wir als Deutschstämmige zu einer Minderheit. Dann zogen wir nach Deutschland, wohnten mit sechs Personen in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, und ich erlebte auf der Straße und dem Schulhof, dass ich ob meines Dialekts doch wieder der Pole war. Diese Erfahrung hat sich mir sehr eingeprägt und mir jede strukturkonservative Grundhaltung ausgetrieben.“

Tiefe, weltzugewandte Frömmigkeit

Geprägt durch einen ostpreußischen Pietismus, den er als eng und wenig lebensbejahend erlebt hat, schätzt Manfred Rekowski an der Evangelischen Kirche im Rheinland, dass sie nicht zuletzt eine „Kirche der Freiheit“ ist: „Da ist Luft zum Atmen, zum Denken, zum Fragen und zum Widerspruch. Und da ist eine tiefe Frömmigkeit, die weltzugewandt ist. Das ist ihre Stärke.“

Geprägt hat ihn das Grundvertrauen, das ihm der christliche Glaube gibt, von Kindesbeinen an. Trotz der teils drastischen Veränderungen in seinem Leben habe er immer „dieses Grundvertrauen gespürt, dass mich nichts, aber auch wirklich nichts von der Liebe Gottes trennen kann“. Und so verwundert es nicht, dass sein Lebensmotto den 18. Psalm aufgreift: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“

Von 1993 bis 2011 Superintendent

Manfred Rekowski ist seit dem Jahr 2011 hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er leitete von 2011 bis zur seiner Wahl als Präses 2013 als Oberkirchenrat die Abteilung I (Personal) im Landeskirchenamt. Zuvor war der Theologe erster Superintendent des Kirchenkreises Wuppertal, der durch die Fusion der Kirchenkreise Barmen und Elberfeld zu Beginn des Jahres 2005 entstanden ist.

Rekowski hat in Bethel, Marburg, Bochum und Wuppertal Theologie studiert. 1986 wurde er Pfarrer in der Kirchengemeinde Wichlinghausen in Wuppertal. Parallel dazu war er von 1993 bis 2011 Superintendent in Wuppertal, zunächst des Kirchenkreises Barmen und dann, nach der von ihm vorangetriebenen Kirchenkreisfusion, des Kirchenkreises Wuppertal.

Wuppertaler Spuren

Als Barmer Superintendent hat er daran mitgewirkt, dass durch die Schenkung eines Teils des Grundstücks der Gemarker Kirche an die Jüdische Kultusgemeinde der Neubau der Bergischen Synagoge möglich wurde – am historischen Ort der Barmer Theologischen Erklärung.

In Wuppertal hat er auch andere Spuren hinterlassen, sichtbare Spuren seines theologisch begründeten Engagements für die Bewahrung der Schöpfung: Schon 1999 hat der Kirchenkreis Barmen mit allen Kirchengemeinden einen Rahmenvertrag zum Bezug von grünem Strom abgeschlossen. 16 Solaranlagen auf Kirchen und Gemeindehäusern entstanden. Und bis heute fährt Rekowski in Wuppertal sein mit Solarstrom betanktes Elektromobil.

„Neue Türen zum alten Haus Kirche öffnen“

Die Umbrüche auch der Kirche in seiner strukturschwachen Heimatstadt haben ihn geprägt: „Aufgrund der stark rückläufigen Mitgliederentwicklung mussten wir deutlich sparen. Aber wir haben mehr gespart als wir mussten, damit wir auch neue Akzente setzen konnten“, beschreibt Rekowski zum Beispiel den Ausbau der Citykirchen-Arbeit. „Mir geht es darum, den Menschen neue Türen zum alten Haus Kirche zu öffnen.“

Strukturen zu verändern, um in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie auch in schwierigen Zeiten arbeitsfähig zu sein, ist sein Ziel. Er sieht seine kirchenleitende Aufgabe darin, die Kirchenkreise und Gemeinden in ihrer Arbeit zu unterstützen und Lösungen zu ermöglichen. Von 2000 bis 2007 hat Manfred Rekowski schon einmal in der rheinischen Kirchenleitung mitgearbeitet – als nebenamtliches theologisches Mitglied.

Wer mit Manfred Rekowski zusammenarbeitet, schätzt seine Verlässlichkeit, seine Bereitschaft, erst einmal zuzuhören, und seine seelsorgliche Nähe. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland gilt als zurückhaltend und ruhig. Wer aber jemals mit dem verheirateten Vater zweier erwachsener Kinder bei einem Spiel von Borussia Dortmund war, weiß: Der Fußballfan, der seit den Zeiten von Tilkowski, Emmerich und Held „schwarz-gelb gefärbt“ und seit dem Jahr 2000 Mitglied beim BVB ist, kann auch anders…

Stand: Oktober 2019

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