012011

Foto: Roman Boed: ISST 2014 Munich (CC BY 2.0), Bildausschnitt

Werkzeuge

Frank Reintgen

„Turmbau“ (Netzwerke) – Übung zu Kooperation, Teamarbeit, Netzwerkarbeit

Einsatzmöglichkeit

Die folgende Übung eignet sich in Beratungskontexten, um  einen erlebnisorientierten Zugang  zu den Themen Kooperation, Team- und Netzwerkarbeit zu bekommen. Die Übung kann genutzt werden als Teambildungsmaßnahme,  wenn Teams oder Netzwerke neu zusammengesetzt werden oder eine Projektarbeit beginnt.  Sie lässt sich auch als Anaylsetool nutzen, wenn es bei kooperativen Projekten zu Störungen kommt.

Die Übung ist als Spiel angelegt. Es gibt hierbei Akteure und Beobachter. Sie lässt sich auch in größeren Gruppen bis ca. 20 Personen durchführen.

Vordergründig geht es bei dem Spiel darum gemeinsam eine Aufgabe zu bewältigen, nämlich einen Turm aus Holzklötzen zu bauen. Im Spiel selber haben die Mitspieler jedoch mit verschiedenen Komplikationen zu kämpfen, die durch verschiedene Regieanweisungen für einzelne Mitspieler grundgelegt sind. Im reflektierenden Gespräch werden schnell Analogien zu Kontexten aus der eigenen Team-, Projekt- oder Netzwerkarbeit gebildet. Im Austausch werden Mechanismen sichtbar und besprechbar, die in der Kommunikation lebendiger Systeme strukturell vordeterminiert sind.

Material:

30-50 Holzklötze (z.B. Jenga)
5 Bambusstäbe (ca. 1 – 1,5 Meter lang)
1 Tisch

Akteure:

  • 5  Personen (Bauleute)
  • 5 Personen (Träger / Organisation)
  • Beobachter (Rest einer Gruppe)
  • 1-2 Übungsleiter

Vorbereitung:

Es werden 10 Mitspieler bestimmt.

5 Personen davon werden durch die Übungsleiterin/ den Übungsleiter separat instruiert. Sie stehen für eine Organisation / einen Träger stehen,

Die anderen 5 Freiwilligen sind Bauleute. Sie  stehen ca. 50 cm vom Tisch entfernt. Jeder bekommt vor sich auf dem Tisch einen Haufen Holzklötze.

Aufgabe und Regeln für die Bauleute:

Die Bauleute müssen einen Turm mit Hilfe der Holzklötze bauen. Es wird gebaut, indem reihum ein Spieler an den Tisch tritt und ein Holzklötzchen von seinem Stapel nimmt und in der Tischmitte ablegt. Danach tritt der Spieler wieder einen Schritt vom Tisch zurück und der nächste Spieler ist dran. Man darf in jeder Runde nur einen Holzklotz legen. Die Spieler wechseln sich ab, treten vor, legen ab und treten wieder zurück.

Alle Bauleute stehen jeweils mit einem Träger / einer Organisation in Kontakt. Ein Stab der jeweils von den Bauleuten und den Organisation/ Trägern nur mit jeweils einem Zeigefinger gehalten wird, veranschaulicht diese Verbindung. Dieser Kontakt darf nie unterbrochen werden. Sollte der Stab doch einmal fallen wird er schnell wieder aufgehoben und mit den Zeigefingern gehalten.

Während der gesamten Bauphase dürfen die Bauleute nicht miteinander sprechen!

Aufgabe und Regeln für die fünf Träger / Organisationen:

Die Spieleiterin/ der Spielleiter instruiert die Träger/ Organisationen räumlich getrennt von den anderen, so dass die Bauleute und Beobachter die Instruktionen nicht mitbekommen. Jeweils eine Organisation/ ein Träger ist im Kontakt mit einem der Bauleute, der für seine Organisation am Turmbau beteiligt ist. Verbunden sind die beiden durch einen Bambusstab, der nur durch die Zeigefinger gehalten wird. Der Kontakt darf nie unterbrochen werden (s.o.).

Während der gesamten Bauphase dürfen die Träger / Organisationen weder mit ihren Bauleuten, noch mit anderen Trägern / Organisationen sprechen!

Der Übungsleiter weist jedem der 5 Organisationen/ Träger ein bestimmtes Verhalten zu, das er während des Turmbaus seinem Spieler gegenüber nonverbal signalisiert:

  • kooperativ,
  • ablehnend,
  • indifferent (mal kooperativ, mal ablehnend),
  • Druck machend,
  • ablenkend.

Aufgaben und Regeln für die Beobachter:

Die Beobachter sollen sehr aufmerksam das Geschehen rund um den Tisch beobachten. Dazu dürfen Sie sich Notizen machen. Auch die Beobachter dürfen nicht reden.

Durchführung

Wenn alle Mitspielerinnen und Mitspieler instruiert sind, beginnt auf ein Zeichen des Spielleiters das Spiel. Die Dauer des Spiels ist variabel sollte aber nicht zu kurz sein. Es braucht etwas Zeit, bis die Bauleute beginnen Strategien zu entwickeln, um mit dem jeweiligen Verhalten ihrer Organisation/ihres Trägers  umzugehen.

Auswertung

Nach dem Spiel werden als erstes die Mitspieler (Bauleute bzw. Organisationen/ Träger) gebeten, zu beschreiben, wie sie das Spiel erlebt haben. Daraufhin ergänzen die Beobachter ihre Eindrücke.

Folgende Impulsfragen können hilfreich sein, um die Übung auszuwerten:

  • Was hat mich überrascht oder irritiert? Womit habe ich gerechnet?
  • Wo erlebe ich in meinem Alltag/ meiner bzw. unserer Praxis ähnliche Phänomene?
  • Was lerne ich aus diesem Spiel für unsere Zusammenarbeit/ für meine Praxis?

Anmerkung

Die obenstehende Übung wurde von Stephanie Frenzer, Move Organisationsberatung, entwickelt und im Kontext einer Fortbildungsveranstaltung für Gemeindeberater und Organisationentwickler der Nordwest-deutschen Bistümer. Thema der Fortbildung war „Beratung von Netzwerken“. Die Beschreibung der Übung wurde von Carmela Verceles, Pastoralreferentin im Erzbistum Köln, und Frank Reintgen, Herausgeber futur2, verfasst.

Schlagworte

KommunikationNetzwerk

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