012015

Foto: digital cat: Mal- und Zeichenbedarf Schachinger - in München - Hackenviertel (CC BY 2.0), Bildausschnitt

Statements

Klaus Pfeffer

Eine Zukunftsvision für die Kirche

futur2 ist die grammatikalische Form mit der eine Zukunft beschrieben wird, die bereits Wirklichkeit geworden ist. Von welcher Zukunft wollen Sie, dass Sie morgen einmal gewesen sein wird? Oder anders gefragt: Mal angenommen, in Zukunft würde sich Kirche und Gesellschaft so weiter entwickelt haben, wie Sie es sich wünschen, wie sähe das dann aus? Was wäre anders als heute?

„Christen – das sind interessante Leute“, werden viele Menschen sagen, die auf Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche treffen, die der christlichen Kirche angehören.  „Sie haben etwas“, sagt man von ihnen, ohne so genau formulieren zu können, was das genau ist. Sie strahlen etwas aus. Sie ruhen in sich, getragen von einer inneren Kraft, einer Überzeugung, die sie leitet.  Sie gehen achtsam und feinfühlig mit anderen um, haben ein offenes Ohr für das, was andere bewegt. Sie sind aufmerksam und nehmen vieles wahr, was andere übersehen. Und sie sind hilfsbereit, verlässlich und setzen sich ein, wo Not ist. Von ihnen geht eine freundliche Wärme aus. Es ist zu spüren, dass sie aus einer tiefen Innerlichkeit leben, die ihnen den Zugang zu einer anderen Kraft eröffnet – zu Gott, wie sie sagen.

Die Christen sind eine unter vielen unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Gruppen – aber sie sind eine der „interessantesten“ Gruppen.

Die Christen in der Zukunft sind keine überwältigende Mehrheit in der Gesellschaft. Dafür ist es zu anspruchsvoll, ein Christ zu sein. Die Christen sind eine unter vielen unterschiedlichen religiösen oder weltanschaulichen Gruppen – aber sie sind eine der „interessantesten“ Gruppen.

Sie sind gefragte Gesprächspartner, weil sie aus einer ganz besonderen Weisheit schöpfen. Viele Nichtchristen sind froh, wenn es unter ihren Freunden und Bekannten ein paar Christen gibt. Sie können bei schwierigen Fragen des Lebens immer eine neue Perspektive einbringen und wissen auch scheinbar ausweglosen Situationen noch einen Weg – und wenn es nur der ist, unlösbare Probleme schlichtweg durchzustehen.  Und natürlich sind sie einfach angenehme, sympathische Zeitgenossen, die ehrlich und aufrichtig durchs Leben gehen.

Auch auf den Bühnen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik finden sich einzelne Christen in verantwortlichen Positionen und fallen durch ihre besondere Art auf. Mit ihnen hält einfach mehr Menschlichkeit Einzug in den gesellschaftlichen Alltag – und ein sehr differenziertes Urteilsvermögen, das in komplexen Problemlagen sehr geschätzt wird. Christliche Gedanken werden auf diese Weise sehr ernst genommen und beeinflussen durchaus die politischen und gesellschaftlichen Debatten und Entscheidungen.

Die Christen sind untereinander gut vernetzt. In den Dörfern, kleineren Städten und in den verschiedenen Bezirken der Großstädte gibt es überall kleine Gemeinschaften, die sich mehr oder weniger regelmäßig treffen. Sie kommen im zwei- oder dreiwöchigen Abstand in ihren Wohnungen zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie sie ihren Glauben im Alltag leben können. Viele von ihnen nehmen auch sehr regelmäßig an Fortbildungsangeboten und Exerzitienkursen teil, die in kirchlichen Bildungshäusern und einzelnen Klöstern angeboten werden. Manche haben sich auch besonderen Gemeinschaften angeschlossen, in denen sie noch etwas intensiver um ihr christliches Leben bemühen.

In den größeren Städten sowie an zentralen Orten im ländlichen Raum gibt es attraktive Kirchenzentren. Die alten Kirchengebäude sind in ihrem Inneren modernisiert worden und verbreiten eine einladend-meditative Atmosphäre. Hier finden an jedem Sonntag Eucharistiefeiern statt, zu denen die Christen aus der näheren und weiteren Umgebung anreisen. Die Gottesdienste sind sehr festlich gestaltet: Es gibt Chöre und Musikgruppen, die für einen ansprechenden und schwungvollen Rahmen sorgen. Die geistlichen Leiterinnen und Leiter der Kirchenzentren sind ausgesprochen gut qualifizierte Gottesdienstleiter, die aus einer tiefen Spiritualität leben und eindrucksvoll predigen, beten und moderieren können.  Sie ermöglichen auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Gottesdienste, sich einzubringen. Wechselnde Kreise bereiten die Feiern entsprechend vor. Die Leiterinnen und Leiter haben aber auch gute Management-Qualitäten. Sie motivieren und integrieren viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gemeinsam mit einem Stab von Hauptberuflichen das Leben des Kirchenzentrums gestalten.

Die Ausrichtung und der Stil der verschiedenen Kirchenzentren unterscheidet sich sehr voneinander.  Da es keine konfessionellen Kirchen mehr gibt, achtet eine ökumenisch vereinte christliche Kirche darauf, dass ihre Kirchenzentren ein sehr vielfältiges Angebot bieten, um den unterschiedlichen Traditionen gerecht zu werden. Neben der Funktion, ein Treffpunkt und geistlicher Ort für die engagierten Christen zu sein, kommt den Kirchenzentren dabei eine große soziale Bedeutung zu. Hier finden sich umfangreiche seelsorgliche, soziale und caritative Angebote, die aus den Mitteln der Kirchenmitglieder, Spenden und staatlichen Zuschüssen finanziert werden. Die verschiedenen Angebote sind sehr angesehen, da sie mit einer hohen fachlichen Kompetenz, aber auch mit einer zusätzlichen christlichen Prägung viele Menschen aus unterschiedlichen Problemlagen anziehen.

Die christliche Kirche der Zukunft ist keine Volkskirche. Aber sie hat eine beachtliche Zahl an Mitgliedern, die aus persönlicher Überzeugung ihre christliche Kirche tragen und gestalten. Das macht die Kirche stark und auf auch einflussreich. Sie ist nicht überall mit Gebäuden und Einrichtungen zu finden, aber doch an einer ausreichenden Zahl von Orten, wo sie deutlich wahrgenommen wird. Christen sind gefragt und werden gehört, weil sie die Fähigkeit besitzen, eine alte Glaubenstradition in die gegenwärtige Zeit zu übersetzen. Es gelingt ihnen, immer wieder überraschend weise und hilfreiche Antworten auf die komplexen Fragen und Probleme der Gegenwart zu finden.

Die Kirche der Zukunft strahlt aus, ist sympathisch und dient den Menschen. Sie hat einen Platz in der Gesellschaft, weil sie aus überzeugten und überzeugenden Frauen und Männern, Mädchen und Jungen besteht, für die der christliche Glaube eine wirkliche Lebensquelle ist.

futur2 möglich machen

Hinter der futur2 steht ein Verein, in dem alle ehrenamtlich arbeiten.

Für nur 20 € pro Jahr machen Sie als Mitglied nicht nur die futur2 möglich, sondern werden auch Teil eines Netzwerks von Leuten, die an der Entwicklung von Kirche und Gesellschaft arbeiten.

» MEHR ERFAHREN