012016

Foto: Jitter Buffer: physical hazard (CC BY-NC-SA 2.0), Bildausschnitt

Statements

Peter Göb

Ausblick und Weitblick behalten

Unsere Gesellschaft ist geprägt von zahlreichen massiven Umbrüchen und rasanten Entwicklungen. Organisationen und Institutionen stehen unter dem massiven Druck, sich permanent an neue Umwelten anzupassen zu müssen. Organisationen, die dies nicht schaffen, stehen in der Gefahr, ihre  Relevanz zu verlieren und werden früher oder später sterben. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in diesen Organisationen arbeiten, wird zunehmend eine hohe Flexibilität und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen erwartet. Uns interessiert, wie Menschen mit diesem permanenten Veränderungsdruck umgehen: Wie erleben sich Menschen persönlich in der Spannung von Sehnsucht nach Sicherheit und der Lust am Neuen und Experimentieren? Was erleben sie für sich angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklung als größte Herausforderung? Was hilft, sich diesen Herausforderungen zu stellen?

Menschen, die mich in meiner Wohnung besuchen, bewundern den Ausblick: wer aus dem Fenster schaut, sieht große Teile der barocken Innenstadt Fuldas, u.a. auch den Dom, die Stadtpfarrkirche, das Stadtschloss und andere kirchliche und weltliche Gebäude aus der Barockzeit. Daneben sind aber auch moderne Gebäude und manches Hochhaus im Blick – und fast immer auch Baukräne und Baustellen an unterschiedlichen Orten der Stadt.

Für mich ist dieser (Aus)Blick in die Stadt ein Bild für die Spannung zwischen Bewahren und Aufbrechen, zwischen Renovieren und Neubauen. Eine generelle Antwort gibt es da sicher nicht, im Einzelfall muss entschieden werden.

Das hilft mir, in meinen Aufgaben als Leiter des Seelsorgeamtes unseres Bistums zu handeln: Den Einzelfall sehen. Weder das Bisherige, die Sicherheit, generell über Bord werfen und aufgeben, noch das Neue und Experimentelle nur wegen des Andersseins zulassen oder tun.

Und dennoch braucht es eine Idee von Zukunft, eine Vision, einen Plan. Wie soll Gesellschaft, Kirche, ein Bistum in 5, 10, 15 Jahren aussehen. Welche Ziele haben wir? Welche Veränderungen stehen wann und durch wen an? Welche Bilder im Kopf müssen sich ändern bzw. weiterentwickelt werden, damit Gott in unseren Städten und Dörfern, im Leben der Menschen eine Rolle spielt? Welche inhaltlichen, strukturellen und persönlichen Themen und Herausforderungen müssen wir angehen? Bei allen Fragen bin ich sicher, dass wir eine Strategie und einen Gesamtplan brauchen, denn ohne diesen können wir auch im Einzelfall nicht entscheiden.

Mir helfen für eine gute Entscheidung und für einen guten Weg in die Zukunft neben einer großen Portion Gottvertrauen vor allem Menschen, die mitgehen, die Mut haben, neue Wege zu probieren oder die sich Kundschafter verstehen.

Diese Fragen und Entwicklungen fordern heraus. Mir helfen für eine gute Entscheidung und für einen guten Weg in die Zukunft neben einer großen Portion Gottvertrauen vor allem Menschen, die mitgehen, die Mut haben, neue Wege zu probieren oder die sich Kundschafter verstehen. Menschen, die offen sind für Neues und wissen, dass sie auf der Vergangenheit aufbauen. Und die dann auch ihr Tun reflektieren und eventuelle Fehler als Informationsquellen für künftiges Handeln nutzen.

Die größte Herausforderung für mich persönlich dabei ist, authentisch zu bleiben. Das bedeutet, dass ich mich und mein Tun, mein Denken und Handeln reflektieren muss und mein Tun immer wieder weiterentwickele.

Hilfreich für mich ist, offen und ehrlich zu sagen, wo ich heute Dinge anders sehe als vor drei oder fünf oder zehn Jahren, und mir selbst die Offenheit für Neues und neue Entwicklungen zu bewahren, denn den Ausblick (und Weitblick?!) möchte ich gerne behalten, nicht nur den aus meiner Wohnung.

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