012017

Statements

Barry Sloan

Vision Kirche 2020

Im Englischen gibt es einen Spruch, den man – meistens verbunden mit Spott und Ironie – zu hören bekommt, wenn man einen wirklich doofen Fehler gemacht hat:

”You only had one job!” (Du hattest nur eine Aufgabe!)

Straßenschilder, die falsch geschrieben sind; Türen, die falsch herum aufgehängt wurden; es gibt genug Beispiele im Internet. Eines Abends habe ich mir viele solche Bilder von unglaublichem Fauxpas angeschaut, jeweils mit dem ironischen Spruch: ”You only had one job!” und habe mich dabei köstlich amüsiert.

Nach einer Weile aber, kam mir ein anderes Bild in den Kopf: Nicht aus dem Internet, sondern das des Heiligen Geistes Gottes, meine ich. Die Kirche Christi stand vor Jesus im Himmel am jüngsten Tag und hörte dieselben Worte: ”You only had one job!” – Ihr habt nur eine Aufgabe gehabt! Eine Mission! Einen Auftrag! Was habt ihr nicht verstanden?“ #facepalm

Dieser Auftrag hat mit dem Evangelium zu tun. Es geht um Gottesliebe und Nächstenliebe. Es geht um das Leben und Weitergeben der frohen, freimachenden Botschaft der Liebe Gottes für die Welt. Das ist unser Job!

Immer wieder vergessen wir dies aber. Wir werden abgelenkt. Betriebsblind. Selbstbeschäftigt. Und verlieren unseren eigentlichen Auftrag, unsere Mission aus dem Auge. Wir brauchen Klarheit, eine neue Sehschärfe. Wir brauchen eine Vision, wie die Kirche Christi aussehen müsste, wenn sie in der heutigen Welt relevant bleiben und ihre Mission erfüllen will. Zu einer solchen Vision der Kirche 2020 könnten folgende Punkte gehören:

1. Missionsorientierte Strukturen

Die wichtige Frage, die sich jede Organisation immer wieder stellen muss, lautet: Wem oder was dienen die Strukturen und Arbeitsweisen unserer Organisation? Genauer gefragt: Dienen sie der Mission? Die Kirche hat oft eine strukturorientierte Mission statt eine missionsorientierte Struktur. Statt sich voll auf unsere (Gottes) Mission zu konzentrieren, verwenden wir zu viel Kraft und Energie, um unsere bestehenden Strukturen zu halten und zu pflegen.

Wir brauchen eine Vision, wie die Kirche Christi aussehen müsste, wenn sie in der heutigen Welt relevant bleiben und ihre Mission erfüllen will.

Die Kirche von heute braucht aber Strukturen und Arbeitsweisen, die vor allem zu heute passen. Die Fresh Expressions Bewegung, die aus der anglikanischen und methodistischen Kirchen Englands stammt, macht hier gute Erfahrung1. Die Anglikaner haben zum Beispiel die Rolle der Laien bei der Leitung von Fresh X-Projekte und Gemeindegründungen entdeckt und auch ihre Kirchenordnung dementsprechend geändert, um solche Dienste zu ermöglichen. So genannte Zeltmacher bzw. Bi-Vocational Ministers2 werden in Zukunft eine wichtige Rolle in der Mission der Kirche spielen. Knapp 50% der Fresh-X-Projekte in England werden von Laien geleitet. Die Methodist Church in England ist dabei, 1000 Kirchengebäude zu verkaufen, die nicht mehr der heutigen Mission dienen, um das Geld heute in Missionspioniere und Missionsprojekte neu zu investieren. Wie weit ist die Kirche in Deutschland bereit, die notwendigen Strukturen und Arbeitsweisen zu schaffen, die heute der Missio Dei dienen?

2. Fokus nach außen

Eine klare Vision wird uns als Kirche Christi daran erinnern, dass es nicht um uns geht. Zumindest nicht nur um uns. Zu oft sind wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir unseren Missionsauftrag nach draußen vergessen. Wir sammeln Geld ein und geben es meistens wieder für uns aus – für unsere Häuser, unsere Gehälter, unser Programm. Kirchgemeinden haben kaum oder gar keine Zeit, Geld oder Kraft übrig für Dienste unter ihren Mitmenschen vor Ort. 

Eine Gemeinde, die „den einen Auftrag” wahrlich begriffen hat, wird nicht nur Sammlung leben, sondern auch Sendung.

Aber eine Gemeinde, die „den einen Auftrag” wahrlich begriffen hat, wird nicht nur Sammlung leben, sondern auch Sendung. Was hat die Nachbarschaft davon, dass es uns3 gibt? Wie und wo sind wir Salz und Licht außerhalb von den Kirchenmauern? Und nicht nur als einzelne Christen, sondern auch als Kirchgemeinde vor Ort? Eine Kirche, die Relevanz, Bedeutung und Zukunft haben will, wird eine Kirche mit stärkerem Fokus nach außen sein.

3. Evangelisation für alle!

Hier geht es um Bekehrung, aber unsere! Es geht um die Bekehrung der Kirche. Wir müssen umkehren. Wenn es um das Thema Evangelisation geht, muss es bei uns einen Sinneswandel (metanoia) geben! Evangelisation hat nichts mit der Rettung der Kirche zu tun. Wir führen eine Evangelisation in unserer Gemeinde nicht durch, weil die Gemeinde vom Aussterben bedroht ist, noch weil sie mehr Mitarbeiter im Kindergottesdienst gewinnen möchte. Evangelisation hat auch nichts mit verkaufen, Druck ausüben oder dem Deal-Schließen zu tun. Sie hat mit Liebe zu tun. Mit Evangelium. Mit froher Botschaft der Liebe Gottes, der seine Schöpfung in die Nachfolge ruft und einen Plan für sie hat. Evangelisation gehört in die Mitte jeder Gemeinde, als Kern der Gemeindearbeit. Keine Evangelisation ist nicht die Antwort auf schlechte Evangelisation.

Wir haben nur einen Auftrag. Eine Mission. Die Leitenden der Kirche können Strukturen und Arbeitsweisen schaffen, um unsere Arbeit an dieser Stelle leichter zu machen. Sie haben aber auch die Pflicht, uns ständig zu helfen, diese Mission klar vor Augen zu halten.

  1. www.freshexpressions.co.uk oder in Deutschland www.freshexpressions.de
  2. Teilzeit-Pastoren, die ihr Einkommen nicht von der Kirche beziehen, sondern über ihren (Haupt-)Beruf
  3. Die lokale Kirchgemeinde vor Ort.

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