012011

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Meurer, Franz ; Otten, Peter: Wenn nicht hier, wo sonst?

Meurer, Franz ; Otten, Peter: Wenn nicht hier, wo sonst? Kirche gründlich anders.

Der Stadtbezirk Höhenberg-Vingst in Köln gilt als Problembezirk und Sozialer Brennpunkt. Doch dank dem Engagement der katholischen Pfarrgemeinde vor Ort ist es gelungen, in diesem Bereich Netzwerke aufzubauen, die dem Viertel ein neues Selbstbewustsein geben.

Höhenberg-Vingst (kurz HöVi) ist in Köln inzwischen zum Synonym für gelebte Nächstenliebe geworden. In den letzten Jahren sind hier im Umfeld der katholischen Kirchengemeinden Projekte entstanden, die die soziale Situation im Viertel nachhaltig verbessert haben und den Menschen vor Ort ein neues Selbstbewusstsein gegeben haben.

In ihrem Buch „Wenn nicht hier, wo sonst?“ beschreiben der ehemalige Pastoralreferent der Gemeinden, Peter Otten, und der langjährige Pfarrer Franz Meurer, wie es ihnen gelungen ist, Kirche mit der Lebenswelt der Menschen vor Ort in Berührung zu bringen.

Wer beginnt dieses Buch zu lesen, ist von der ersten Seite an fasziniert. Staunend nimmt man als Leser wahr, wie einfach es sein kann, Menschen zu erreichen, wenn man ihre Sorgen und Nöte, Hoffnungen und Freuden ernst nimmt. Die Art und Weise, wie hier eine für alle offene Kirche gelebt wird, kann begeistern. Hier wird sich nicht (zu) lange gefragt, was wohl angesichts des politischen und kirchlichen Rahmens erlaubt wäre, sondern es wird getan, was nötig scheint, um Menschen zu helfen. Oft sind es nur kleine Schritte, die aber nachhaltige Wirkung zeigen. Nicht selten entstehen Projekte, bei denen man staunend davor steht, dass so etwas im kirchlichen Kontext möglich ist. Kirche erscheint hier gründlich anders als an vielen anderen Orten. Verblüfft ist man als Leser, was alles möglich wird, wenn Menschen beginnen, für einander da zu sein. Nie scheint es Geldprobleme zu geben, immer gibt es Spender und Gönner, die durchaus mit großen Summen sinnvolle Projekte unterstützen.

Das Buch betreibt im besten Sinne Narrative-Theologie. In kleine Begebenheiten und Geschichten wird erzählt, wie sich auch heute Reich Gottes da ausbreitet, wo niemand damit zu rechnen scheint: bei den Armen, den Benachteiligten, den am Rande der Gesellschaft stehenden. Das Buch zeigt auf, dass es trotz kircheninterner Krise möglich ist, hervorragend Pastoral zu betreiben, die Menschen berührt und echte Lebenshilfe ist. In einer Zeit, in der man der Kirche nicht mehr viel zutraut und in der man sich in der Kirche nicht mehr viel zutraut, beschreibt das Buch einfache Möglichkeiten, Kirche mit großer Wirkung für die Menschen zu gestalten. Und genau das ist eine der Stärken dieses sehr empfehlenswerten Buches.

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