012017

Statements

Regina Laudage-Kleeberg

Ermutigung, Netzwerk und Strategie

Persönliche Erfahrungen als junge Führungskraft

Seit zwei Jahren bin ich für die Jugendpastoral im Bistum Essen verantwortlich. Gerade die ersten Monate als junge Führungskraft ohne große kirchliche Sozialisation waren nicht ganz einfach. Wenn ich erklären soll, warum ich in der Probezeit nicht die Segel gestrichen habe, dann fasse ich das immer mit drei Punkten zusammen:

Ermutigung, Netzwerk und Strategie.

Ermutigung

Von Anfang an haben andere Führungskräfte und Mitarbeitende mich ermutigt und unterstützt: durch Feedback, Ehrlichkeit und manches Lob. Gerade für junge Führungskräfte ist Ermutigung zentral, um nicht aufzugeben.

Netzwerk

Durch Umzüge und Auslandsaufenthalte habe ich früh gelernt, so schnell wie möglich Kontakte zu knüpfen und mir relevante Netzwerke aufzubauen. Mein relevantes berufliches Netzwerk besteht aus: Mentor/-innen, Fachleuten für Theologie, Finanzen und Personalarbeit, Kreativitäts- und Innovationsexpert/-innen und supervisorisch geschulten Vertrauten, die mir die richtigen Fragen stellen, damit ich ein Problem selbst lösen kann. All diese Personen wissen gleichzeitig um meine Kompetenzen und rufen diese umgekehrt bei Bedarf ab.

Strategie

Wenn ich erklären soll, warum ich in der Probezeit nicht die Segel gestrichen habe, dann fasse ich das immer mit drei Punkten zusammen: Ermutigung, Netzwerk und Strategie.

Wenn Veränderungen umgesetzt werden, gibt es immer wieder Prüfsteine, an denen deutlich wird, ob die oberste Führungsebene hinter den Veränderungen steht. Bei allen Prozessen und Entscheidungen, die ich im Bistum Essen bisher verantwortet habe, gab mir die Rückbindung in die Hierarchie das Gefühl von strategischer Sicherheit. Meine Bistumsleitung ist abgestimmt und steht zu den großen strategischen Linien, die im Zukunftsbild fundiert sind. Das gibt einen weiten, aber sicheren Rahmen, um den eigenen Bereich zu steuern.

Was nützen meine Erfahrungen bei den Überlegungen zur zukunftstauglich ausgerichteten Kirche?

Pluralisierung des Personals

Ich glaube, dass unsere Kirche von vielen Faktoren für die Zukunft profitieren kann, unter anderem von einer Pluralisierung ihres Personals – auch ihres Führungspersonals. Wir brauchen mehr Menschen, die anderen Milieus, Altersgruppen und Kulturen als der Durchschnitt ihrer Berufsgruppe oder Management-Ebene entstammen. Mehr Menschen, deren Biografie zwar eine lebendige, aber vielleicht nicht kirchlich sozialisierte Gottesbeziehung enthält. Menschen, die nicht (nur) die klassischen pastoralen Professionen von Theologie, Religions- oder Sozialpädagogik mitbringen.

Wenn sich unser (Führungs-)personal stärker diversifiziert, werden wir als Kirche anschlussfähiger in der absolut pluralen und individualisierten Gesellschaft von heute.

Ermutigungs- und Fehlerkultur

Darüber hinaus brauchen wir eine Ermutigungskultur für Mitarbeitende. Gerade für die Milieus, in denen individuelle Selbstverwirklichung und Wandel groß geschrieben werden, sind die kirchlichen Tendenzen zu Problem- und Zuständigkeitsorientierung lähmend. Stattdessen benötigen diese Mitarbeitende in einem klaren Rahmen Freiräume zum Ausprobieren. Führung fällt dabei nicht aus, sondern ist besonders gefordert: durch konstruktive und umsetzbare Kritik, durch Bindung an die Gesamtstrategie, durch angemessene Selbstverantwortung. Ganz wichtig erscheint mir dabei eine Entwicklung von Fehlerkultur anstelle von Schuldkultur. Einer meiner Mentoren sagte einmal zu mir:

„Mir ist egal, wer daran schuld ist. Ich möchte aber, dass wir diesen Fehler nicht nochmal machen.“

Orientierung an einer Gesamtstrategie

Und letztlich bin ich überzeugt, dass die (Erz-)Bistümer dazu lernen müssen, wenn es um strategische Gesamtlinien geht. Im Gespräch mit Kolleg/-innen aus anderen Diözesen stelle ich oft fest, dass meine Erfahrung im Bistum Essen keine Selbstverständlichkeit ist. Vielmehr fühlen sich viele Mitarbeitende durch schwer berechenbare und/oder intransparente Entscheidungsstrukturen und einseitige Machtverteilungen demotiviert.

Wenn sich alle (inkl. der Bistumsleitung) an einer Gesamtstrategie – auch wenn sie wie im Zukunftsbild des Bistums Essen sehr weit gefasst ist –ausrichten, dann entstehen Sicherheit und Freiheit für das eigene Handeln.

futur2 möglich machen

Hinter der futur2 steht ein Verein, in dem alle ehrenamtlich arbeiten.

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