»RELIGION UND GEWALT«. Die Großen Arbeitstagungen des Freiburger Arbeitskreises Literatur & Psychoanalyse
Die Großen Arbeitstagungen des Freiburger Arbeitskreises Literatur & Psychoanalyse werden regelmäßig jedes zweite Jahr durchgeführt.
Die nächste Große Arbeitstagung zum Thema »RELIGION UND GEWALT« findet am 17./18.01.2020 im Bürgerhaus am Seepark statt.
Worum geht es:
Die Bedeutung der Religion in unserer Gegenwart ist uneinheitlich. Viele Menschen entfernen sich immer weiter von religiösen Inhalten und Institutionen. Andere durchlaufen eine religiöse Radikalisierung, die mit wachsender Gewaltbereitschaft einhergeht.
Zugleich werden Gewalttendenzen innerhalb der etablierten Kirchen und klerikalen Organisationen immer offenkundiger. Heilige Schriften werden zunehmend auf ihr Gewaltpotenzial befragt oder zur Begründung von Gewaltausübung herangezogen. Dem steht das Bemühen gegenüber, gerade die Friedlichkeit der religiösen Überlieferungen und Praktiken herauszustreichen.
Neben religiösem Schrift- und Brauchtum ist fiktionale Literatur ein weiteres Medium, in dem sich die Beziehung zwischen Religion und Gewalt ergründen lässt. Gerade wo religiös motivierte Gewalt den Alltag beherrscht oder wo eine Durchleuchtung des Verhältnisses zwischen Religion und Gewalt besonders diffizil und brisant ist, erfüllt die Literatur eine wichtige kommunikative Funktion.
Literatur-, Kultur- und Religionswissenschaft sowie Soziologie und Psychoanalyse helfen bei der Auseinandersetzung mit der Frage, ob Religion Gewalt hervorbringt oder ob umgekehrt Religion aus Gewalt erwächst oder aber ob die beiden Phänomene einander eher entgegenstehen. Je nach wissenschaftlichem Ansatz liegt der Fokus auf spezifischen Facetten von Gewalt – realer oder fiktiver, historisch verbürgter oder mythisch überlieferter, physischer oder psychischer, privater oder politischer, personaler oder struktureller.
Die Freud’sche Psychoanalyse nimmt gegenüber der Religion die Position einer Aufklärung ein, die mit dem menschlichen Unaufgeklärten rechnet und es aus seiner psychogenetischen Funktion heraus begreift. Insofern setzt die Psychoanalyse am Familiären und Privaten an. Sie widmet sich aber auch der mythischen Überlieferung in den religiösen Gründungstexten und erweitert so ihren Rahmen in die Kulturwissenschaft hinein. Freuds bereits interdisziplinäre Impulse für eine Reflexion und Kritik der Religion sollen auf der Tagung aufgegriffen, weitergeführt und ausdifferenziert werden, um der Relation zwischen Religion und Gewalt auf die Spur zu kommen. Diese Spurensuche soll sich nicht allein auf die theoretischen Konzepte der beteiligten Wissenschaften einschließlich der Psychoanalyse verlassen, sondern auch den klinischen Erfahrungsbereich einbeziehen.