022011

Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Steinebach, Dorothea: Getauft und engagiert

Steinebach, Dorothea: Getauft und engagiert. Vom innovativen Umgang mit den alten und neuen Formen des kirchlichen Ehrenamtes.

Berufungspastoral, Ermöglichungspastoral, charismenorientierte Pastoral… die Begriffe mit denen pastorale Entwicklungsziele in zahlreichen deutschen Bistümern beschrieben werden sind unterschiedlich und doch gehen Sie in eine ähnliche Richtung. Sie weisen auf allesamt darauf hin, dass der einzelne als getaufter Christ zunehmend in den Fokus der pastoralen Überlegungen rückt. So auch in dem Buch “getauft und engagiert” von Dorothea Steinebach. Dieses Buch ist zwar schon einige Monate auf dem Markt. Aber es lohnt sich allemal darauf hinzuweisen.

Die Autorin Frau Dr. Steinebach ist im Erzbistum Paderborn verantwortlich für den Einsatz der Gemeindereferentinnen und -referenten und hat im Rahmen ihrer Dissertation zur Zukunft der Haupt- und Ehrenamtlichen in der katholischen Kirche geforscht. In knapper und gut verständlicher Form präsentiert sie in diesem Band zentrale Erkenntnisse ihrer Forschungsarbeit.

Der innovative Umgang mit den alten und neuen Formen kirchlichen Ehrenamtes ist das zentrale Thema dieser Publikation. Die Konsequenzen, die das sogenannte neue Ehrenamt oder freiwillige Engagement in einem kirchlichen Kontext hat, werden von Steinebach untersucht und theologisch reflektiert.

Nach einer Problematisierung des Begriffs Ehrenamt schlägt sie vor, bei den neuen Formen ehrenamtlichen Engagements von Freitätigkeit zu sprechen. Mit diesem Begriff will sie darauf aufmerksam machen, dass auch im christlich-kirchlichen Kontext “weit  mehr unentgeltliches, freiwilliges, kompetentes Engagement in einer Fülle von Engagement-Typen gibt als das immer im Auftrag einer Organisation übernommene und dort eingebundene ‘Ehrenamt’ “. Der wertschätzende Blick auf diese neue Form freiwilligen Engagements im kirchlichen Kontext zeichnet die weiteren Kapitel des Buches aus.

Mithilfe des Begriffs “Charisma” ordnet sie Freitätigkeit theologisch ein. So wird die Ermöglichung von freitätigem Engagement zu einer zentralen Aufgabe von hauptamtlichen Seelsorgern. Hilft eine solche Pastoral doch Menschen ihr je eigenes, von Gott geschenkte, Berufungspotential zu realisieren und zu entfalten. Es geht darum Räume für  freitätiges Engagement zu öffnen und Verantwortung an Engagierte zu übertragen. Was sich so einfach liest, stellt gerade an die Hauptamtlichen hohe Anforderungen – geht es doch letztendlich darum, ein neues Selbstverständnis der eigenen Tätigkeit zu finden.

Dass die Integration von freitätigem Engagement in gemeindliche Kontexte sowohl für die Freitätigen als auch die Gemeinden einen Gewinn darstellen, illustrieren zahlreiche Praxisbeispiele, die im Buch knapp skizziert werden. Gemeinde, so macht dieses Buch deutlich, kann ein Raum sein, der Menschen Mut macht, ihre Charismen zu entdecken und zu entfalten. Um dies Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es ein Klima, das Lust zum Engagement macht und Rahmenbedingungen, die spüren lassen, das Engagement wirklich gewollt und erwünscht ist.

Die Motivationslage und die konkrete Ausprägung von ehrenamtlichem Engagement haben sich auch im kirchlichen Kontext radikal geändert. Das spürt und erlebt jeder, der sich in der pastoralen Landschaft umschaut. Neben den klassischen Formen des Ehrenamtes entstehen neue Formen. Dies nicht als Problem sondern als neue Chance für kirchliches Lebens zu entdecken, das ist die große Stärke des kleinen Bändchens von Dorothea Steinebach. Ein Buch dem man viele Leserinnen und Leser wünscht!

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