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Foto: Schub@: take a seat, read a book (CC BY-NC-SA 2.0)

Service & Dialog

Frank Reintgen

Buchrezension: Hermann, Maria / Bils, Sandra (Hg.): Vom Wandern und Wundern

Maria Hermann/ Sandra Bils (Hg.): Vom Wandern und Wundern. Fremdsein und prophetische Ungeduld in der Kirche, Echter Verlag, Würzburg 2017

Maria Hermann lebt und arbeitet als katholische Theologin in Hannover. Für das Bistum Hildesheim verantwortet sie die ökumenische Bewegung Kirche2. Mit bei ihr arbeitet als Referentin bei Kirche2 Sandra Bils, Pastorin der Evangelischen-Lutherischen Landeskirche Hannover. Beide haben für das von ihnen herausgegebene Buchprojekt vom „Wandern und Wundern“ Menschen angesprochen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen der Kirche entfremdet haben bzw. Menschen, die sich in vielen Situationen ihrer Kirche fremd fühlen.

Sechszehn Autorinnen und Autoren haben Beiträge für das so entstanden Buchprojekt zur Verfügung gestellt. Entstanden ist eine höchst anregende Sammlung von ebenso persönlichen wie inspirierenden Beiträgen. Es sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen zusammengetragen worden, sondern Glaubens- und Lebenszeugnisse von Menschen im Kontext von Kirche. Die Beiträge erzählen viel von Gott, bzw. von der Beziehung die die Autorinnen zu Gott haben und sind in im eigentlichen Wortsinn Theologie also Rede von Gott.

Die Kirche der Zukunft wird nur mit Menschen gefunden werden, die den kirchlichen Binnenraum verlassen; mit Menschen, die bereit sind aufzubrechen und über die Grenzen hinaus zu wandern; mit Menschen, die die Gabe des Wunderns in sich tragen.

Inhaltlich ranken die Beiträge um unterschiedlichste Fremdheitserfahrungen mit und in der Kirche. Dazu gehören und sich doch fremd fühlen. Mitten drin zu sein und sich doch sehr weit weg erleben – Das ist das sind die immer wieder kehrenden Motive, die die Autorinnen und Autoren exemplarisch ins Wort bringen. In manchen Beiträgen wird deutlich, dass sich die Verfasserin bzw. der Verfasser gegenüber Kirche eine kritische Wachheit und Distanz erhalten haben, gewissermaßen einen Blick von außen. Mit einem „fremden Blick“ schauen sie auf das, was sie in und mit Kirche erleben und decken so manches Befremdliche auf. In anderen Beiträgen schildern die Autorinnen und Autoren, wie sie sich von Kirche entfremdet haben bzw. wie fremd sie sich in kirchlichen Bezügen fühlen, die so gar nicht zu ihrem Lebensgefühl passen wollen.

In all diesen Berichten klingt eine tiefe Sehnsucht nach einer Kirche an, die ganz anders ist. Hier kommt zur Sprache, was viele Menschen, die sich von Kirche entfremdet haben, denken und fühlen. Mit jeder Seite des Buches wird deutlicher: Es gibt viele Menschen, denen eine ungeduldige, „heilige Unruhe“ zu eigen ist. Sie ersehnen eine Kirche, die Nähe zu den Menschen glaubwürdig lebt, die in ihren Aktivitäten, Ritualen und ihrer Sprache anschlussfähig wird an das Lebensgefühl der heutigen Zeit und die so wirkliche Relevanz entfaltet. Die Autorinnen und Autoren werden so zu Prophetinnen und Propheten einer Kirche von morgen.

Den beiden Herausgeberinnen ist ein Buch gelungen, dass diese Leserinnen und Leser sensibilisiert für die Landschaft, die Jenseits der aktuellen kirchlichen Denk- und Lebensräume liegt. Die Beiträger machen Lust den kirchlichen Binnenraum zu verlassen und aufzubrechen “an die Ränder”, hin zu den Grenzgebieten, wo Menschen heute um Sinn und Lebensglück ringen.

Die Kirche der Zukunft wird nur mit Menschen gefunden werden, die den kirchlichen Binnenraum verlassen; mit Menschen, die bereit sind aufzubrechen und über die Grenzen hinaus zu wandern; mit Menschen, die die Gabe des Wunderns in sich tragen. Einige dieser Grenzgänger stellt dieses Buch vor. Auf diese Weise ermutigt das lesenswerte Buch auch die Leserin bzw. den Leser selbst zum wandern und wundern.

 

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