012015

Foto: digital cat: Mal- und Zeichenbedarf Schachinger - in München - Hackenviertel (CC BY 2.0), Bildausschnitt

Statements

Markus Bosbach

Bewährtes und Neues

futur2 ist die grammatikalische Form mit der eine Zukunft beschrieben wird, die bereits Wirklichkeit geworden ist. Von welcher Zukunft wollen Sie, dass Sie morgen einmal gewesen sein wird? Oder anders gefragt: Mal angenommen, in Zukunft würde sich Kirche und Gesellschaft so weiter entwickelt haben, wie Sie es sich wünschen, wie sähe das dann aus? Was wäre anders als heute?

Wenn sich Kirche und Gesellschaft so weiter entwickeln, wie ich es mir wünsche, dann landen wir in der Vergangenheit.

Die Frage ist verführerisch! Wenn sich Kirche und Gesellschaft so weiter entwickeln, wie ich es mir wünsche, dann landen wir in der Vergangenheit. Ich gebe zu, dass tief in mir als eher Konservativem eine Sehnsucht ist  nach einer Kirche und Gesellschaft, die ich in meiner Kindheit im ländlichen Wipperfürth noch erlebt habe: das Wort des Pfarrers galt noch was in der kleinstädtischen Gesellschaft, die Gottesdienste waren voll, etc…

Wie aber entwickelt sich die Gesellschaft weiter? Die vielen Prognosen lassen mich ratlos zurück und ich weiß nicht, ob die Gesellschaft mit zunehmender Pluralität auch toleranter wird? Wie entwickelt sich die Kirche weiter? Sie wird sich in meiner Vision verabschiedet haben von den Rückzugsgefechten und weniger Positionen verteidigen als Positionen anbieten. Sie wird mehr Angebote machen für Menschen, die nicht zu ihr gehören, als für die, die zu ihr gehören. Einrichtungen, Kitas, Schulen nehmen nichtgetaufte bzw. andersgläubige Menschen auf, nicht weil es nicht mehr genug Katholiken gibt, sondern weil sie sich zu allen gesandt weiß. Sie versucht nicht zuerst Fragen zu beantworten, die keiner gestellt hat, sondern zu hören, welche Fragen der/die andere an sie, an den Glauben, an Gott hat.

Die Kirche und insbesondere ihre Seelsorger werden gelernt haben, sich den Fragen der Menschen auszusetzen, in ihnen unabhängig von Kirchlichkeit und Gläubigkeit Christus zu suchen und zu finden.

Deshalb wird die Kirche neben Bewährtem auch niederschwellige Formen entwickelt haben der Begegnung mit Menschen: im liturgischen, im diakonischen, im evangelisierenden Bezug. Hierfür werden in Gemeinden Getaufte mitverantwortlich sein. Sie werden eine Kultur des Willkommens etabliert haben. Kirche wird ein gesellschaftlich relevanter Ort von Integration und Inklusion sein.

Es wird neben vielfältigeren Formen kirchlicher Orte zentrale Kirchen geben mit der Fülle des liturgischen Lebens, besonders mit der Eucharistie als Höhepunkt, mit verlässlichen Erreichbarkeiten von Priestern und Dienstleistungen, mit „Schulen“ des Glaubens, mit qualitativ hochwertigen Predigten, mit Strahlkraft…

Es wird eine Kirche sein, die auch den Mut hat zu Schwerpunkten, die sich in den Zentren der Großstädte mit hochwertigen Angeboten positioniert; die auf dem Land sicherstellt, dass Menschen, die es wünschen, Seelsorge erfahren. Eine Kirche wird es sein, die sich nicht zielgruppenspezifisch verzettelt, sondern in ihren Gemeinden aus Menschen unterschiedlichster Herkunft und Millieus eine wirkliche Einheit bildet. Eine Kirche, die deshalb in ihren Strukturen flexibler wird.

Es wird eine Kirche sein, die auch widerständig bleibt gegenüber Zeitgeisten und -geistern, die für das Leben eintritt, die nicht zu allen Ja und Amen sagt, die aber in der Art und Weise, wie sie es tut, das Antlitz Christi aufstrahlen lässt und zugleich in jedem Menschen das Antlitz Christi entdeckt.

futur2 möglich machen

Hinter der futur2 steht ein Verein, in dem alle ehrenamtlich arbeiten.

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